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Resilienz – Starke sanfte Seele

Gegenüber Krisen fühlen wir uns oft machtlos und ausgeliefert, als hätten wir nicht die Kraft, dagegen anzukommen. Es ist aber so, dass wir Menschen sehr viel Stärke, das heißt „Bewältigungskraft“ oder Resilienz, besitzen. Diese gilt es in ruhigen Lebensphasen wie eine Grundausstattung an Werkzeugen bereitzustellen, damit wir in turbulenten Zeiten darauf zurückgreifen und somit gut reagieren können.

Die letzten Monate, mit all den Unwägbarkeiten, war wie ein Angriff auf unser psychisches Immunsystem. Auf einmal prasselten unentwegt Nachrichten auf uns ein, Selbstverständlichkeiten brachen weg, alltägliche Sicherheiten wurden plötzlich von Ängsten und existenziellen Sorgen ersetzt. Wir schienen die Kontrolle verloren zu haben.

Das startende neue Jahr gibt uns nun die Gelegenheit, diese Zeit zu reflektieren und uns für eventuell kommende Krisen gut aufzustellen. Wie wir unsere Perspektive nicht permanent verdunkeln lassen und wieder in die Aktivität kommen, dazu möchte ich Sie in diesem Artikel einladen.

Stressoren und Bewältigung

Denn psychische Widerstandskraft, auch Resilienz genannt, ist in jedem Menschen in unterschiedlichem Maße ausgeprägt. Der Begriff beschreibt, wie gut (d.h. vor allem wie nachhaltig auf lange Sicht) Menschen mit Krisensituationen umgehen können und beleuchtet die eigenen Bewältigungsfähigkeiten. Die eigene Resilienz eliminiert zwar nicht die Stressoren, die uns zusetzen, aber sie hilft uns, uns nach dem ersten Straucheln wieder aufzurappeln, daraus zu lernen und in einer gesunden Weise damit umzugehen.

Woher die Resilienz kommt

Die Basis für unsere Resilienz wird in der Kindheit gelegt. Ein weiterer Teil ist tatsächlich auch genetisch angelegt. Allerdings ist die Resilienzfähigkeit nicht als unabänderliches Persönlichkeitsmerkmal festgelegt, sondern kann auch im Erwachsenenalter noch vertieft werden und wachsen, denn sie ist allzeit dynamisch und nicht in sich abgeschlossen.

Risiko- und Schutzfaktoren

Resilienz basiert auf einem Zusammenspiel aus Risiko- und Schutzfaktoren. Die Risikofaktoren sind aufgeteilt in Vulnerabilitätsfaktoren (immanente biologische und psychologische Personenmerkmale wie Intellekt, Geschlecht oder Erkrankungen) und Stressoren (traumatische Ereignisse, belastende Situationen, etc.).

Die Schutz– bzw. Resilienzfaktoren werden oft auch in sieben Säulen aufgeteilt dargestellt. Die einzelnen Säulen beschreiben die präventiven Werkzeuge, also gesunde, resiliente Reaktionen auf fordernde Situationen. Viel geht dabei über das Denken und unsere Einstellungen gegenüber den Problemen. Ebenfalls einen Einfluss auf unsere Resilienz haben aber auch äußere Faktoren wie gesellschaftliche Kontexte.

  • Die Welt mit einem realistischen Optimismus betrachten

Das bedeutet, zu sehen, was da ist und trotz allem der Zukunft mit Zuversicht begegnen. Aus einer optimistischen Lebenssicht kann sich dann auch ein positives Selbstbild entwickeln, welches uns das Vertrauen in uns selbst gibt, (Widerstands-) Kraft zu besitzen.

  • Akzeptieren, was nicht geändert werden kann

Wir hätten uns vermutlich alle ein etwas anderes Jahr 2020 gewünscht. Es lag (und liegt) nicht in unserer Hand, das zu ändern. Anstatt sich also verbittert darüber zu ärgern, ist es für unsere mentale Gesundheit nachhaltiger, unsere Aufmerksamkeit auf die Bereiche zu lenken, wo wir etwas ändern können. Das gibt uns Sicherheit und das Gefühl, Situationen besser unter Kontrolle zu haben. Weniger im „Warum ich?“ versinken, dafür mehr „Welche Möglichkeiten habe ich jetzt?“.

  • Die Perspektive auf eine Lösungsorientierung richten

In Problemen auch Lösungen und Möglichkeiten zu sehen, zeichnet resiliente Menschen aus. Wieder geht es darum, Denkmuster zu verändern. In Stresssituationen verengt sich unser Blick automatisch und wir fokussieren uns nur noch auf eine Sache, meist auf das Problem vor uns. Hier gilt es, den Blick wieder zu weiten und dabei bewusst die Aufmerksamkeit auf andere Möglichkeiten und positive Aspekte zu richten.

  • Selbststeuerung; mit den Gefühlen agieren, statt dagegen

Nach dem Motto „verletzlich, aber nicht besiegt“ ist es wichtig, die eigenen Gefühle und Emotionen anzuerkennen, sie nicht zu unterdrücken oder zu verdrängen, uns von ihnen aber auch nicht überwältigen zu lassen – kurz: im Einklang mit ihnen zu agieren. Das ist möglich, indem wir in fordernden Situationen mental einen Schritt zurücktreten, die Situation „von außen“ betrachten, unsere Gefühle erst einmal wertfrei anerkennen und dann (mit Weit- und Umsicht und ohne Gefühlsüberlagerungen) Entscheidungen zu treffen.

  • Verantwortung übernehmen

Für die eigenen Handlungen, Emotionen und Gedanken die Verantwortung zu übernehmen lässt einen erkennen, welchen großen Einflussbereich man hat. An diesem Bewusstsein für sich selbst wächst man. Dies umfasst auch die Verantwortung gegenüber sich selbst: Sich Hilfe zu holen, wenn die Situation zu viel wird. Das kann therapeutischer Rat sein oder einfach nur eine Person, die einem nahe steht.

  • Beziehungen zu unseren Mitmenschen gestalten und pflegen

Die Geborgenheit der zwischenmenschlichen Beziehungen, basierend auf Werten wie Empathie, Wertschätzung, Loyalität und Vertrauen, vermittelt uns ein Zugehörigkeitsgefühl und letztlich auch Sicherheit: Ich werde getragen und ich habe ein soziales Netz, ich bin nicht allein.

  • Vertrauen in die Zukunft und die Zukunft als Chance

Wenn ich mir meiner eigenen Kräfte und Sicherheiten bewusst bin, fällt es mir auch leichter, in der Zukunft Optionen und neue Möglichkeiten zu sehen. Ich habe die Gewissheit, selbst gestalten zu können und die positive Grundeinstellung, dass es – wie es auch kommt – gut sein wird.

Perspektive neu setzen

Wir leben in einer vergleichsweise sicheren Umwelt, trotzdem passieren unvorhergesehene Ereignisse, die uns das Gefühl geben, um unser Glück betrogen worden zu sein. Negatives wird immer ein Teil unserer menschlichen Existenz sein, es ist aber nicht das, was unsere Identität ausmacht.

Wenn wir annehmen, dass Unwägbarkeiten zum Leben dazugehören, und wir uns zugestehen, dass zu Glück und Zufriedenheit auch Trauer, Unglück und andere unangenehme Empfindungen gehören, haben wir einen guten Ausblick auf das Leben. Wir fokussieren uns nicht auf das Ungerechte und hadern nicht endlos mit Dingen, die wir nicht ändern können, sondern legen den Fokus auf uns, unseren Selbstwert, unseren Platz in der Welt und auf die Bereiche, in denen wir aktiv werden und unsere Situation verbessern können.

Mit diesen Gedankenübungen können wir uns präventiv auf schwierige Situationen vorbereiten und sind so gestärkter, resilienter. Wenn Sie weitere Hilfe benötigen, ihren Resilienz-Werkzeugkasten zu bestücken und aufzufüllen, können Sie das über Fachliteratur und Ratgeber oder auch über Trainings und Coachings tun. Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass die eigene Resilienzfähigkeit wie eine Pflanze kultiviert und gepflegt werden muss, damit sie uns einen wilden Sturm wie einen großen Baum, anpassungsfähig und tief verwurzelt, überstehen lässt.

Veränderung als Bereicherung

Und noch ein kleiner Mutmacher zum Schluss: Resilienz ist keine Magie, keine geheime Superpower, sondern unsere eigene Stärke, die wir durch Hilfestellungen und Reflexion aktivieren können. Und es lohnt sich.

Viele Menschen, die durch schwierige Situationen gegangen sind, berichten danach, dass sie ein ganz anderes, ein bewussteres Leben führen. In Extremsituationen stellten sie ihr ganzes Leben auf den Prüfstand, betrachteten es von allen Seiten und passten die eigenen Perspektiven dementsprechend neu an. Dieses Wachstum an einem schlimmen Erlebnis war letzten Endes der positive Aspekt. Als Ergebnis leben sie jetzt intensiver und tiefgreifender und können sich ihr Leben wie es zuvor war so nicht mehr vorstellen.

In diesem Sinne ist der Vorsatz, etwas für die eigene Resilienz zu tun, doch ein schöner Gedanke!


Tipps für die mentale Gesundheit in der Corona-Zeit:

  • Momentan Unabänderliches akzeptieren
  • Dort aktiv werden, wo man aktiv sein kann
  • Sich Auszeiten gönnen (auch von den Nachrichten)
  • Sich selbst etwas Gutes tun
  • Sich stärken durch Bewegung, frische Luft und einen gesunden Lebensstil
  • Stetig eine optimistische Lebenseinstellung einüben/praktizieren
  • Sich der eigenen negativen Denkmuster bewusst werden und diese aufbrechen
  • Mit vertrauten Menschen reden und in Kontakt bleiben (zur Not auch nur virtuell)
  • Sich Hilfe holen, wenn es zu viel wird

Autorin

Anita Schedler

Redakteurin Klösterl-Journal