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Das Bauchgefühl: Die Kraft unserer Intuition
Viele von uns kennen es: Dieses leise, oft intuitive Gefühl im Bauch, das uns bei Entscheidungen leitet, ohne dass wir genau erklären können, warum wir uns auf eine bestimmte Weise entscheiden. Viele nennen es auch „innere Stimme“ oder „Instinkt“. Es meldet sich vor allem dann, wenn wir unter Druck stehen, unsicher sind und eine Entscheidung treffen müssen und stellt uns vor ein echtes Dilemma: Soll ich jetzt auf mein Baugefühl hören oder auf meinen Verstand? Doch was genau ist das eigentlich, dieses Bauchgefühl? Kann man sich darauf verlassen und wie lässt es sich möglicherweise trainieren?

Das Bauchgefühl – eine Erklärung
Das Bauchgefühl oder auch Intuition, bezeichnet die Fähigkeit, Entscheidungen ohne bewusste, logische Analyse zu treffen. Es ist ein schneller, fast automatisch ablaufender Prozess, bei dem das Gehirn auf Erfahrungen, Erinnerungen und emotionale Signale aus der Vergangenheit zugreift, ohne dass wir aktiv darüber nachdenken. Dabei ist es eng mit unserem Unterbewusstsein verbunden, das eine riesige Menge an diesen unbewussten Informationen gespeichert hat, die wir im Alltag oft nicht explizit wahrnehmen (siehe Abbildung). Wenn wir also ein Bauchgefühl bemerken, ist es häufig eine Form der Kommunikation mit unserem Unterbewusstsein, das auf gespeicherte Erfahrungen, tief verwurzelte Muster, Erlebnisse und Fehlern beruht. Diese unbewussten Informationen beeinflussen dann unsere Entscheidungen, indem sie uns in ähnlichen Situationen intuitive Gefühle oder Vorahnungen vermitteln – das ist unsere Intuition.
Ein gutes Beispiel dafür ist, wenn wir uns in bestimmten Situationen plötzlich „unwohl“ fühlen, ohne genau sagen zu können, warum. Oft sind es subtile Wahrnehmungen, die das Unterbewusstsein aufnimmt und die wir im bewussten Denken nicht registrieren. Das können Kleinigkeiten sein, wie ein unangenehmer Gesichtsausdruck einer anderen Person oder eine befremdliche Situation, die wir nicht konkret benennen können.
Bewusstsein und Unterbewusstsein
Bewusstsein und Unterbewusstsein sind zwei unterschiedliche Ebenen unseres Geistes, die sich in ihrer Zugänglichkeit und Funktion unterscheiden:
Bewusstsein (5-10 %)
- Zugänglichkeit: Alles, was wir aktuell wahrnehmen, denken oder fühlen, ist uns im Bewusstsein direkt zugänglich.
- Funktion: Es steuert unsere bewussten Gedanken, Entscheidungen und Handlungen. Wir sind aktiv und direkt mit den Inhalten des Bewusstseins verbunden.
- Beispiele: Überlegungen, Gespräche, das Lösen eines Problems.
Unterbewusstsein (90-95 %)
- Zugänglichkeit: Inhalte des Unterbewusstseins sind uns nicht ständig bewusst, aber sie beeinflussen unser Verhalten und unsere Gefühle.
- Funktion: Es speichert Erinnerungen, unbewusste Glaubenssätze und automatisierte Verhaltensmuster, die wir nicht direkt kontrollieren, die aber unser Handeln steuern.
- Beispiele: Automatisierte Handlungen, wie z.B. Laufen, Autofahren, Radfahren, aber auch Reaktionen auf Stress, verdrängte Ängste oder tief verwurzelte Überzeugungen. Manche Menschen reagieren in solchen Situationen automatisch mit Wutausbrüchen oder Rückzug, basierend auf den Erfahrungen aus der Vergangenheit.
Diese Muster helfen uns, den Alltag effizient zu meistern, da wir nicht jede Entscheidung neu treffen müssen. Sie können jedoch auch hinderlich werden, wenn sie auf negativen Erfahrungen oder ungesunden Gewohnheiten basieren.
Kurz gesagt: Das Bewusstsein ist das, was wir aktiv wahrnehmen und steuern können, während das Unterbewusstsein unsichtbare, tiefere Prozesse umfasst, die unser Verhalten unbewusst beeinflussen. Der Sitz des Unterbewusstseins ist das limbische System.
Das limbische System
Das limbische System im Gehirn spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Gefühlen, Emotionen und der Verarbeitung von Erlebnissen. Es bestimmt, wie wir auf Reize reagieren und welche Gefühle wir dabei haben. Zum limbischen System gehört die Amygdala (zuständig für Angst und Bedrohung), der Hippocampus (Erinnerungen) und der Hypothalamus (Herzfrequenz, Atmung). Es ermöglicht schnelle und automatische Reaktionen auf Reize aus der Umwelt, oft ohne eine vorherige bewusste, rationale Überlegung. Wenn wir also eine Intuition haben, basiert diese meist auf Erfahrungen, die im limbischen System gespeichert sind. So entsteht dann letztendlich unser Bauchgefühl, dass sich schnell und unbewusst auf der körperlichen und emotionalen Ebene bei uns meldet.
Das Bauchgefühl im Körper
Beim Erleben von Gefühlen wie dem Bauchgefühl lassen sich im Körper tatsächlich physiologische Reaktionen nachweisen. Das limbische System wirkt über den Vagusnerv auch auf die inneren Organe, wie beispielsweise den Magen und den Darm. Dies erklärt, warum wir ein „flatterndes Gefühl im Magen“ oder einen „Kloß im Hals“ haben können, wenn wir uns in einer emotionalen Situation befinden. Bekannte Gefühle wie Stress oder Angst beispielsweise können sich im Körper als Übelkeit oder als ein flaues Gefühl im Magen zeigen, was letztlich auch als eine körperliche Reaktion des Bauchgefühls wahrgenommen wird.
Das Bauchgefühl kann sich dabei noch auf weitere Arten bemerkbar machen, sowohl auf der körperlichen wie auch auf der emotionalen Ebene. Zu den typischen Reaktionen zählen neben dem flauen Gefühl im Magen, der Übelkeit oder dem Kloß im Hals unter anderem das Bauchkribbeln, eine innere Unruhe und Zweifel, Vertrauen, Vorahnung oder auch Schmetterlinge im Bauch.
Soll man auf das Bauchgefühl hören?
Ob man auf sein Bauchgefühl hören sollte, hängt immer von der Situation ab.
In komplexen, unsicheren oder emotional aufgeladenen Situationen kann das Bauchgefühl wertvoll sein. Es verarbeitet Informationen, die wir nicht sofort bewusst wahrnehmen können und ermöglicht eine schnelle Reaktion auf der Basis unserer bisherigen Erfahrungen. Das Bauchgefühl kann uns vor Gefahren warnen oder uns zu einem bestimmten Verhalten veranlassen, das sich später als richtig erweist. Ein gutes Beispiel dafür ist das Ausweichen in einer bedrohlichen Situation.
In vertrauten und wiederkehrenden Situationen, wie z.B. bei der Entscheidung für ein bestimmtes Produkt oder auch in zwischenmenschlichen Beziehungen, kann das Bauchgefühl durchaus eine gute Orientierung bieten. Menschen, die viel Erfahrung in einem Bereich haben, entwickeln ein geschultes Bauchgefühl, das sich oft als zuverlässig erweist.
Es gibt aber auch Situationen, in denen das Bauchgefühl irreführend sein kann, insbesondere wenn es von Ängsten, Vorurteilen oder Überzeugungen beeinflusst wird. In solchen Fällen können wir uns von negativen Erfahrungen oder unbewussten Stereotypen leiten lassen und falsche Entscheidungen treffen.
Bei weitreichenden und langfristigen Entscheidungen gilt es, die richtige Balance zu finden. Das Bauchgefühl kann dabei ein wertvoller Ratgeber sein, aber es sollte auch das rationale Denken und das bewusste Abwägen von Fakten mit einbezogen werden.
Ein bisschen Training hilft
Wir können lernen, unser Bauchgefühl zu trainieren und dafür sensibler zu werden. Hier ein paar Tipps:
- Erfahrungen sammeln: Ein starkes Bauchgefühl basiert auf einer Vielzahl von Erfahrungen. Je mehr man sich mit bestimmten Themen oder Situationen befasst, desto mehr Daten und Eindrücke werden im Hintergrund gespeichert, die dann später als Grundlage für das Bauchgefühl dienen. Diese Erfahrungen müssen nicht immer direkt bewusst wahrgenommen werden – das Unterbewusstsein speichert sie trotzdem.
- Achtsamkeit und Reflexion: Wenn man sich bewusst macht, wie das eigene Bauchgefühl in bestimmten Situationen funktioniert, kann man es besser verstehen und in Zukunft bewusster darauf achten. Überlegt man sich, wie man in der Vergangenheit Entscheidungen getroffen hat und ob das Bauchgefühl dabei eine Rolle gespielt hat, kann man lernen, mehr Vertrauen in seine Intuition zu haben. Außerdem ist es hilfreich, regelmäßig in sich selbst hineinzuhören und der eigenen inneren Stimme zuzuhören
- Emotionale Intelligenz entwickeln: Ein gut ausgebildetes Bauchgefühl ist oft eng mit emotionaler Intelligenz verbunden. Wer lernt, seine eigenen Gefühle zu erkennen und zu steuern, kann auch besser zwischen einem wirklich hilfreichen Bauchgefühl und einer impulsiven, von Angst oder Stress geprägten Reaktion unterscheiden. Wer zudem seine unbewussten Vorurteile erkennt und reflektiert, kann das Bauchgefühl gezielter und effektiver einsetzen.
- Kritische Reflexion von Intuitionen: Man sollte lernen, die eigenen Instinkte auch zu hinterfragen. Wenn das Bauchgefühl zu stark oder widersprüchlich ist, kann es helfen, zusätzlich rationale Überlegungen anzustellen und Glaubenssätze aufzuspüren und diese zu reflektieren. Dadurch findet man eine bessere Balance zwischen Intuition und Analyse und man kann besser abwägen, wann man auf seine Intuition hören und wann man lieber nachdenken sollte.
Der innere Entscheider
Das Bauchgefühl ist eine faszinierende und mächtige Fähigkeit, die tief in uns verwurzelt ist. Es basiert nicht nur auf Erfahrungen, sondern auch auf der Arbeit unseres Unterbewusstseins, das ständig Informationen verarbeitet und uns hilft, Entscheidungen zu treffen. Es kann uns in vielen Situationen gute Dienste leisten, aber es ist nicht unfehlbar. Indem man seine eigene Intuition besser versteht, schult und in die richtige Perspektive setzt, lässt es sich als wertvoller Entscheidungshelfer nutzen.
Autorin
Iris Beck
Klösterl-Redakteurin und Heilpraktikerin für Psychotherapie