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Kopfschmerzen – Wenn es im Schädel klopft und brummt

Es gibt wohl nur sehr wenige Menschen, die noch nie in ihrem Leben Kopfschmerzen hatten. Die meisten leiden zum Glück nur gelegentlich darunter, doch etwa 4 % der Bevölkerung müssen sie täglich ertragen. In der Medizin werden mittlerweile – je nach Lokalisation und Ursache – mehr als 250 verschiedene Arten von Kopfschmerzen unterschieden.

 

Die vier häufigsten Kopfschmerzformen in Deutschland sind der Spannungskopfschmerz mit aktuell etwa 25 Millionen Erkrankten, die Migräne mit 18 Millionen Betroffenen, sowie der Cluster-Kopfschmerz und der medikamenten-induzierte Kopfschmerz mit jeweils vier Millionen Patient*innen. In dem Kasten sind die Unterschiede zwischen den Kopfschmerzarten zusammengefasst.


Die vier häufigsten Kopfschmerzarten und deren Schmerzqualität, Begleitbeschwerden sowie ihre möglichen Auslöser

  • Spannungskopfschmerz: Leichte bis mittelschwere, dumpfe bis drückende Kopfschmerzen, eher im gesamten Kopf als halbseitig
    • Mögliche Auslöser: Stress, muskuläre Fehlbelastungen, Infekte, Fehl- und Mangelernährung
  • Migräne: Wiederholte Attacken heftiger, häufig einseitig pulsierend-pochender Kopfschmerzen im Bereich der Schläfe, der Stirn und des Auges; zum Teil mit Aura (vorübergehende neurologische Symptome in Form von Wahrnehmungsstörungen); Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen; Lärm-, Licht- und Geruchsempfindlichkeit
    • Mögliche Auslöser: Unregelmäßigkeiten in Tagesablauf, Essverhalten oder Schlafrhythmus, Stress, hormonelle Schwankungen, Alkoholkonsum, Genuss histaminhaltiger Nahrungsmittel wie Hartkäse, Rotwein, Schokolade oder Salami, Umgebungsreize wie flackerndes Licht, Lärm oder Gerüche, Wetterumschwung, Medikamente
  • Cluster-Kopfschmerz: Extrem heftige, stets einseitige, in Attacken auftretende Kopfschmerzen in der Augenhöhle bzw. dahinter; mit Unruhe, Tränenfluss, Herabhängen des Augenlids, Verengung der Pupille, laufender Nase und erhöhter Schweißbildung
    • Mögliche Auslöser: Alkoholkonsum, Genuss histamin-, glutamat- oder nitrithaltiger Nahrungsmittel, Medikamente, Gerüche, Schlafen am Tag
  • Medikamenten-induzierter Kopfschmerz: Diffuse, dumpfe, drückende Kopfschmerzen im ganzen Kopf, die den Symptomen eines Spannungskopfschmerzes oder einer Migräne ähneln
    • Mögliche Auslöser: Übermäßiger Gebrauch von Schmerzmitteln. Die Kopfschmerzen können bei allen Patient*innen auftreten, die Schmerzmittel einnehmen oder eingenommen haben. Sie können z.B. eine Nebenwirkung der Einnahme der Schmerzmittel sein oder ein Zeichen der Überdosierung. Ebenso können sie nach dem Absetzen der Schmerzmittel nach einer Langzeitbehandlung auftreten, sog. Entzugsschmerz.

Ein Symptom mit vielen möglichen Ursachen

Ein akuter Schmerz ist ein Warnsignal des Körpers, mit dem er die Aufmerksamkeit auf eine Gefahrenquelle lenkt, damit man sich in Sicherheit bringt. So sorgen akute Kopfschmerzen nach einem Unfall oder im Zusammenhang mit einer Infektion dafür, dass man sich ins Bett legt und ausruht, bis man genesen ist. Ebenso können Kopfschmerzen eine Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung sein. Beispielweise können Erkrankungen im Bewegungsapparat, im Nerven- oder Hormonsystem mögliche Ursachen für chronische oder immer wiederkehrende Kopfschmerzen sein. Auch Ängste, eine Depression oder eine andere psychische Erkrankung können an der Erkrankung mit beteiligt sein.

Bestehen Kopfschmerzen jedoch unabhängig von einer anderen Ursache, handelt es sich um eine eigenständige Krankheit. Sie werden dann durch eine Reizung von schmerzempfindlichen Strukturen im Schädel, den Hirnhäuten, den Blutgefäßen oder den Hirnnerven ausgelöst. Um möglichen Ursachen auf die Spur zu kommen oder diese auszuschließen, werden die Betroffenen deshalb von Ärzt*innen unterschiedlicher Fachrichtungen untersucht.

Wie sich ein Schmerz verselbstständigen kann

Meist treten Kopfschmerzen anfangs nur gelegentlich auf, bevor sie manchmal in immer kürzeren Abständen, unabhängig vom ursprünglichen Auslöser, wiederkehren oder gar ununterbrochen anhalten. Die Nervenzellen senden dann, losgelöst vom ursächlichen Reiz, unkontrolliert Signale. Dabei kann es zu nachweisbaren Veränderungen im Nervensystem kommen. Die Konzentration der Botenstoffe und ihrer Andockstellen – den Schmerzrezeptoren –  kann ansteigen, sodass permanent Schmerzsignale im Gehirn eintreffen. Dies erschöpft mitunter das körpereigene schmerzhemmende System. Gleichzeitig kann die Schmerzwahrnehmung durch strukturelle Veränderungen in den Nervenbahnen zunehmen. Daher werden Schmerzpatient*innen oftmals immer empfindlicher.

Eine Belastung für die Psyche

Kopfschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen oft erheblich. Insbesondere Menschen mit regelmäßig wiederkehrenden, chronischen Kopfschmerzen haben teilweise regelrecht Angst, dass die nächste Attacke genau dann auftreten könnte, wenn sie einen Termin haben, auf den sie sich schon lange gefreut haben. Leider gibt ihnen die Erfahrung oftmals recht. Gleichzeitig sind sie unter Umständen immer wieder von ihrem beruflichen wie privaten Umfeld mit dem Vorurteil konfrontiert, dass sie sich „mal wieder“ eine Auszeit gönnen.

Irgendwann werden kleine Freuden im Alltag nicht mehr wahrgenommen. Mitunter erlangt der Schmerz in allen Lebenssituationen eine dominante Rolle, bis der bisherige Alltag nicht mehr fortgesetzt werden kann. Dies beginnt meist schleichend, wenn etwa Verabredungen immer häufiger abgesagt werden. Irgendwann fehlen die sozialen Kontakte, und die Betroffenen beginnen, sich über ihre Einsamkeit zu beklagen. Manche entwickeln sogar Ängste oder werden depressiv. Dies kann die schmerzbedingte Passivität noch verstärken. Die Betroffenen können sich unter Umständen nicht einmal mehr über ein gutes Essen freuen. Andere trösten sich mit Süßigkeiten. Im schlimmsten Fall gehen sie nur noch selten aus dem Haus. Durch den Bewegungsmangel lassen dann auch noch die körperlichen Kräfte zunehmend nach. Außerdem begünstigt die fehlende Aktivität Schlafstörungen. Letztendlich sinkt die Lebensqualität immer weiter. Manch einer fragt sich dann, warum es gerade ihn trifft. All diese Faktoren können sich zugleich verstärkend auf den Schmerz auswirken – ein Teufelskreis, der im ungünstigsten Fall in die Berufsunfähigkeit führt (siehe Abbildung links).

Raus aus dem Teufelskreis

Neben einer effektiven Schmerztherapie bei spezialisierten Fachärzt*innen brauchen die Patient*innen oft Menschen an ihrer Seite, die sich ihrem seelischen Befinden widmen. Gerade Betroffene, die schon eine Reihe von Behandlungsversuchen abgebrochen haben, weil sie nicht den gewünschten Erfolg brachten, hoffen bei jedem neuen Anlauf, dass sich endlich eine Besserung einstellt und zweifeln zugleich daran, dass dies noch möglich ist. Es ist daher wichtig, in einem offenen Gespräch über die persönlichen Belastungen, Sorgen und Ängste sowie über das, was man irgendwo gehört oder gelesen hat, mit vertrauten Menschen, aber auch mit den behandelnden Ärzt*innen und Therapeut*innen zu sprechen. Letztendlich gilt es einen Weg zu finden, die Hoffnung auf Besserung nicht aufzugeben, selbst wenn es keine Garantie auf Heilung gibt. Denn die innere Überzeugung, dass gegen jede Krankheit ein Mittelchen verfügbar ist, schafft ideale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Behandlung.

Angehörige und Freund*innen, aber auch Psychotherapeut*innen können hier eine große Stütze sein. Sie sehen mitunter Fortschritte, die die Kopfschmerz-betroffene Person vielleicht gar nicht wahrnimmt, und können Informationen sammeln, die einen darin bestärken, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Auch können sie helfen, einen Ausweg aus einer vermeintlichen Sackgasse aufzuzeigen. Durch ihren Beistand verringern sie zudem ganz nebenbei die Isolation und sorgen für mehr Lebensqualität.

Wenn z.B. vier Personen gleichzeitig am heimischen Kaffeetisch zu laut sind, dann können sie nacheinander zu Besuch kommen. Im Wechsel kann man darüber sprechen, was in den letzten Tagen alles schön war – und so gemeinsam die Schmerzen immer wieder, immer öfter und immer länger bei einer Tasse Tee oder auf einem schönen Spaziergang in den Hintergrund drängen.

Auch wenn Schmerzpatient*innen alles meiden sollten, was ihren Schmerz reizt – sei es Lärm, Duftstoffe oder bestimmte Nahrungsmittel – sollten sie dennoch alles tun, was ihnen guttut. Was das ist, kann man mit einem Tagebuch herausfinden, in dem nur aufgenommen wird, was schön war. So kann man die kleinen Dinge entdecken, die zur persönlichen Lebensqualität beitragen – und diese fortan pflegen.

Autorin

Sabine Ritter

Apothekerin und Heilpraktikerin