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Neurotransmitter – Die Schlüssel zum Glück

„Jetzt erstmal etwas Süßes!“ Nach getaner Arbeit am Abend packt man gern mal eine Tüte Gummibärchen aus – und schwupps ist die Tüte auch schon leer. Das glücklich machende Gefühl, sich für den erfolgreichen Tag belohnt zu haben, stellt sich tatsächlich auch ein. Vielleicht hätten aber ein paar Bärchen ausgereicht. Nicht nur ein leerer Magen löst Hunger aus. Ein schmackhaft aussehendes oder lecker riechendes Gericht kann auch ein Hungergefühl auslösen. Trotz vollem Magen verleitet uns ein erwarteter Genuss zum Verzehr. Warum also fühlen wir uns danach so wohl und glücklich?

 

Den Aufbau des Nervensystems haben wir bereits näher beleuchtet. Nun werfen wir einen Blick auf die Neurotransmitter, ohne die dieses Nervengeflecht unfähig ist, seine vielfältigen Funktionen zu erfüllen.

Die Neurotransmitter

Immer und überall werden im Körper Informationen weitergegeben. Will ich meine Hand heben, ein Gedicht auswendig lernen, Musik hören oder mich auf den Urlaub freuen – kleine Botenstoffe, die Neurotransmitter, helfen im Nervensystem, Signale von einer Nervenzelle (auch Neuron genannt) zur nächsten Nervenzelle weiterzuleiten. So können dann Handlungen, Stimmungen und Gefühle entstehen.

Die Informationsweiterleitung

Kommt ein elektrisches Signal vom Dendriten über das Axon an das Ende der Nervenzelle, wird das elektrische Signal in ein chemisches Signal umgewandelt (siehe Abbildung zum synaptischen Spalt unten). Dabei werden Botenstoffe – sogenannte Neurotransmitter – aus Speicherbläschen (Vesikeln) in den Spalt zwischen zwei Nervenzellen (synaptischer Spalt) ausgeschüttet. Auf der anderen Seite ragen von der Empfänger-Zelle Rezeptoren in den Spalt.

Bestimmte Neurotransmitter passen perfekt, wie ein Schlüssel ins Schloss, in diese Rezeptoren hinein und können daran binden (siehe Abbildung zum synaptischen Spalt unten, Ⓐ). Je nach Art des Neurotransmitters oder der Rezeptor-Subtypen, kann durch deren Bindung ein neuer elektrischer Reiz ausgelöst oder aber gehemmt werden.

Eine Nervenzelle kann von vielen verschiedenen Nervenzellen elektrische Impulse empfangen. Nur wenn eine bestimmte Schwelle überschritten wird, wird der Reiz entlang des Axons weitergeleitet. Eine rasend schnelle Kommunikation erregender und hemmender Neuronen zwischen der Hand (welche die anfangs erwähnte Gummibärchentüte hält) und dem Gehirn entscheidet, ob wir die Süßigkeitenpackung aufreißen oder sie zurück in den Schrank legen und stattdessen z.B. ein gutes Buch in die Hand nehmen.

Neurotransmitter – Die Schlüssel zum Glück

Aufräumarbeiten

Für neue Impulse muss der synaptische Spalt freigeräumt werden. Die noch dort befindlichen Neurotransmitter können entweder aus dem Spalt abwandern, über Rezeptoren an der präsynaptischen Membran wiederaufgenommen (siehe Abbildung zum synaptischen Spalt, Ⓑ) und in Vesikeln gespeichert werden oder über Enzyme abgebaut werden (siehe Abbildung zum synaptischen Spalt, Ⓒ).

Neurotransmitter und ihr Wirkspektrum im Gehirn

Neurone sind meist auf einen oder wenige Neurotransmitter spezialisiert. So lässt sich jedem Botenstoff ein konkretes Netzwerk aus Nervenzellen (Neurotransmittersystem) zuordnen.

Verzweigen sich Nervenzellen und bilden viele Synapsen aus, erstreckt sich das Wirkspektrum des dazugehörigen Neurotransmittersystems über ein größeres Gehirnareal. Umfassendere Zustände wie zum Beispiel Schlaf, Stimmung oder Motivation können so reguliert werden. Neben ihrer Aufgabe als Signalüberträger im Nervensystem können diese Stoffe auch über das Blut ihren Zielort (z. B. Organe) erreichen und vielfältig wirken. Im Gehirn ist Glutamat der wichtigste erregende (exzitatorische), GABA der wichtigste hemmende (inhibitorische) Neurotransmitter.

Aus der Vielzahl der Botenstoffe werden hier die im Gehirn vorwiegend regulierenden Neurotransmitter erläutert:

Acetylcholin

Das Neurotransmittersystem um Acetylcholin steuert die Aufmerksamkeit, Lern- und Gedächtnisprozesse sowie den Schlaf-Wach-Rhythmus. Der über den Vagusnerv stattfindende Informationsaustausch zwischen dem Darm und dem Gehirn wird von Acetylcholin vermittelt und ermöglicht es, dass Verdauungsbeschwerden, Sättigungsgefühl, aber ebenso schlechte Laune aufgrund von Hunger im Gehirn wahrgenommen werden.

Acetylcholin ist Überträgerstoff sowohl im parasympathischen als auch im sympathischen Teil des vegetativen Nervensystems und reguliert die Regeneration wichtiger Körperfunktionen wie Herzschlag und Atmung.

Außerhalb des Gehirns übernimmt dieser Botenstoff die Kommunikation zwischen Nerven- und Muskelzelle und steuert damit die Kontraktion der Skelettmuskulatur im ganzen Körper.

Noradrenalin

Gebildet aus den Aminosäuren Tyrosin und Phenylalanin übernimmt Noradrenalin neben Acetylcholin die Signalübertragung im sympathischen Teil des vegetativen Nervensystems. Es versetzt den Körper in Alarmbereitschaft und erhöht die Leistungsbereitschaft im Körper. Geht es um Stimmung, Konzentration und Aufmerksamkeitssteigerung, nimmt Noradrenalin im Gehirn Einfluss darauf.

Serotonin

Neben seiner Wirkung im Blut, die Spannung der Blutgefäße und damit den Blutdruck und die Körpertemperatur zu steuern, beeinflusst Serotonin als Neurotransmitter im Gehirn Schmerzempfinden, den Schlaf-Wach-Rhythmus (Aktivität im Schlaf deutlich reduziert), das Sexualverhalten, die Stimmung sowie das Essverhalten (Sättigungsgefühl).

Hergestellt aus der Aminosäure Tryptophan kann Serotonin weiter zu Melatonin, dem Schlafhormon aus der Zirbeldrüse, umgewandelt werden. Tryptophan kann im Gegensatz zu Serotonin aus der Nahrung ins Gehirn gelangen, den Serotoninspiegel erhöhen und wirkt schlaffördernd.

Dopamin

Dopamin ist die Vorstufe von Noradrenalin. Es ist an der Bewegungskontrolle beteiligt und steuert die willkürliche Bewegung, die Feinmotorik und das Koordinationsvermögen.

Erreicht man ein Ziel, wird Dopamin im Belohnungszentrum des Gehirns (Limbisches System) ausgeschüttet. Ein Glücksgefühl durchströmt den Körper und motiviert uns, erneut erfolgreich zu sein. Dopamin fördert somit unseren inneren Antrieb.

Im Limbischen System werden Gefühle mit Erlebtem (z.B. Belohnungs- oder Trostgefühl beim Gummibärchen-Naschen) verbunden und dort im Gedächtnis abgespeichert. Genau dieses Belohnungssystem springt an, wenn wir zur Gummibärchentüte greifen. Wir müssten sie nicht mal aufreißen. Sogar bereits der Gedanke an diese Süßigkeit reicht aus, damit der Dopaminspiegel steigt. Über mentales Training (z.B. Meditation) kann es gelingen, dieses Glücksgefühl vom Essgenuss abzukoppeln. Werden neue, positive Gedanken oder andere Handlungen im Gehirn verankert, um sich für den gelungenen Tag zu belohnen, ist das Glücksgefühl ohne Süßigkeit zum Greifen nah (wie eben zum Beispiel das Schmökern in einem spannenden Buch).

 

Die Wirkungen der drei zuletzt genannten Neurotransmitter einzeln zu betrachten kann unsere vielfältigen Reaktionen und Mechanismen im Gehirn nicht erklären. Ihre Funktionen greifen wie kleine Zahnräder ineinander und beeinflussen sich gegenseitig (siehe Abbildung zu den Aufgaben der Neurotransmitter).

Endorphine

Endogene Morphine, kurz Endorphine, sind vom Körper selbst produzierte Schmerzmittel. Sie werden bei schweren Verletzungen ebenso wie bei positiven Erlebnissen ausgeschüttet und rufen regelrechte Hochgefühle hervor. Nach einer sättigenden Mahlzeit stellt sich über Endorphine ein Wohlgefühl ein.

Neurotransmitter in der Medizin

Dieses Wissen über Neurotransmitter wird bei einigen Medikamenten in der Medizin genutzt. Die darin enthaltenen Wirkstoffe können durch ihre chemische Struktur an bestimmte Rezeptoren andocken und so die Wirkung des Botenstoffs nachahmen (agonistische Wirkung) oder alternativ blockieren (antagonistische Wirkung).

Mit der Hemmung der Wiederaufnahme oder des Abbaus verlängert oder verstärkt sich die Wirkung der Neurotransmitter. In der Therapie von Morbus Alzheimer, Morbus Parkinson und Depressionen finden diese Wirkstoffe ihren Einsatz.

Glück verspüren

Wir fühlen uns nach sportlicher Betätigung – nach ausgleichendem Yoga ebenso wie nach einem 10-km-Lauf – durch das ausgeschüttete Dopamin fit, motiviert und bestärkt, in der folgenden Woche wieder an den Start zu gehen. Sowohl Endorphine als auch Serotonin sind an diesem Hochgefühl beteiligt. Es gibt also viele andere Optionen, sein Belohnungszentrum zu aktivieren – lassen wir den Süßigkeitenschrank einfach mal geschlossen. Übrigens, auch nach 20 Sekunden Lachen werden diese Botenstoffe freigesetzt. Die Folge: Der Stresspegel sinkt, das Immunsystem wird gestärkt und gute Laune kehrt ein. Probieren Sie es einfach mal aus!

Autorin

Bettina Wadewitz

Apothekerin