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Blick zurück: Wie in der Therapie der Schilddrüsenerkrankungen alles begann

Hier in der Klösterl-Apotheke vergeht wohl kein Tag, an dem das Thema Schilddrüse in unseren Abteilungen nicht auf dem Tagesprogramm steht. Sei es in der Beratung zu einem Präparat zur Therapie von Schilddrüsenerkrankungen in der Offizin oder in der Auftragszentrale, oder bei der Herstellung von Kapseln für die Schilddrüsentherapien unserer Kund*innen. Am heutigen internationalen Tag der Schilddrüse lohnt es sich, mal einen Blick zurückzuwerfen. Was waren bedeutende Meilensteine in der Geschichte der Schilddrüsentherapie? Wann und wie hat alles begonnen?

Von der Antike bis ins 19. Jahrhundert

Fast 3.000 Jahre vor Christus hat bereits Kaiser Shen-Nung empfohlen, Seegras zu verzehren, um einem Kropf der Schilddrüse entgegenzuwirken. Auch Pharaonen im alten Ägypten schlugen „unterägyptisches Salz“ zur Kropftherapie vor.

Heute wissen wir, dass Braunalgen (Kelp) Jod enthalten und dass die Therapie mit Seegras daher seine Berechtigung hatte. Auslöser für einen Kropf in der Schilddrüse ist nämlich auch heute noch eine Mangelversorgung mit dem Spurenelement Jod aus der Nahrung. Die Schilddrüse kann bei Jodmangel nicht ausreichend Hormone bilden und vergrößert sich, um das Defizit auszugleichen. (Aufgaben der Schilddrüse sowie weitere Informationen finden Sie hier).

Im Alpenraum war das Kropfband fester Bestandteil der weiblichen Tracht, um einen Kropf am Hals zu kaschieren. Ein berühmtes Beispiel für Schilddrüsenerkrankungen ist Michelangelo, der aus dem gebirgigen Gebiet der Toskana stammt und unter einer vergrößerten Schilddrüse litt.

Ab dem 16. Jahrhundert wurde das im Hals lokalisierte Organ genauer erforscht und bekam 1656 seinen Namen: Glandula thyreoidea, die Schilddrüse. Allerdings wusste man noch nichts über die Funktion dieses Organs und vermutete, dass ihre Aufgabe darin bestünde, den Hals zu verschönern und ein Gleitmittel für die Luftröhre zu produzieren.

Mit der Entdeckung von Jod Anfang des 19. Jahrhunderts schritt auch die Erforschung der Schilddrüse rasant voran. Mit der Zufuhr von Jod konnten nun Kröpfe behandelt werden. Auch dass die Schilddrüse Jod benötigt, um die Entwicklung des Körpers und des Gehirns zu steuern, war um die Jahrhundertwende kein Geheimnis mehr.

Krankheiten der Schilddrüse

Morbus Basedow

Überfunktionen der Schilddrüse waren zu Mitte des 19. Jahrhunderts bereits bekannt. Symptome sind u.a. Herzrasen, Gewichtszunahme und Gereiztheit. Morbus Basedow wurde 1840 von dem Arzt Carl Adolf von Basedow zum ersten Mal beschrieben und ist eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, die zu einer überschießenden Produktion der Schilddrüsenhormone führt und die betroffene Person in die Überfunktion schickt. 1989 wurde das letzte Glied in der Ursachenkette für diese Erkrankung gefunden.

Hashimoto-Thyreoiditis

Der japanische Arzt Hakuru Hashimoto erwähnte das Krankheitsbild zu Hashimoto-Thyreoiditis 1912 als erster. Erst nach dessen Tod, 1956, als die auslösenden Antikörper gefunden worden waren, wurde diese Autoimmunerkrankung, die mit einer Entzündung und Zerstörung der Schilddrüsenzellen einhergeht, nach ihrem Erstbeschreiber benannt.

Behandlung

Überfunktionen der Schilddrüse werden heute noch mit den gleichen Präparaten behandelt wie vor etwa 80 Jahren. Auch die Radiojodtherapie, um Schilddrüsengewebe zu zerstören, hat heute einen festen Platz in der Therapie der Hyperthyreose.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde aus Unwissenheit eine krankhafte Schilddrüse mittels Operation komplett entfernt. Der daraus resultierende Mangel an Schilddrüsenhormonen führte zu schweren Unterfunktionsstörungen wie Ödemen, Gewichtszunahme, Müdigkeit und geistiger Retardierung. Theodor Kocher erhielt 1909 den Nobelpreis für die Erkenntnis, dass die Schilddrüse eine hormonproduzierende Drüse und physiologisch unentbehrlich ist.

Über Transplantation tierischer Schilddrüsen oder das Spritzen von Schilddrüsenextrakt wurde versucht, den Symptomen entgegenzuwirken. Auch verbesserte oral verabreichter getrockneter Schilddrüsenextrakt die Symptomatik, sowohl bei Patient*innen nach einer Schilddrüsenentfernung als auch bei einer festgestellten Unterfunktion. Diese konnte über den gemessenen Grundumsatz als diagnostisches Mittel der Wahl erkannt werden.

Die Schilddrüsenhormone

1915 konnte Edward Kendall das Hormon Thyroxin (T4) aus Schilddrüsen vom Rind isolieren. Bereits 1926 brachte Georg Friedrich Henning nach weiteren Forschungstätigkeiten das erste synthetisch hergestellte Schilddrüsenpräparat mit Thyroxin als Inhaltsstoff auf den Markt. Sein Nachname steht noch immer auf Arzneischachteln. Mittlerweile gehören synthetische Schilddrüsenhormone zu den am meisten verschriebenen Medikamenten überhaupt.

In den 1950er Jahren wurde auch Liothyronin (T3), das aktive, wirksame Hormon der Schilddrüse, entdeckt. Und mit dem kurz darauf vorliegenden Nachweis, dass im Organismus T4 in T3 konvertiert werden kann, war ein weiterer wichtiger Meilenstein für die Therapie mit Schilddrüsenhormonen, wie sie heute noch angewendet wird, geschafft. Aus diesem Grund ist die Monotherapie mit T4 die Standardtherapie in der Behandlung von Schilddrüsenunterfunktionen.

Allerdings greifen zahlreiche Patient*innen, die allein mit Thyroxin-Präparaten keinen normalen T3-Spiegel erreichen, gerne auf den getrockneten Schilddrüsenextrakt zurück. Dieser enthält neben T4 zusätzlich T3, weitere stoffwechselaktive Vorstufen der Schilddrüsenhormone und Calcitonin, das für den Knochenstoffwechsel eine wichtige Rolle spielt. Aktuelle Studien sind dabei zu klären, wie sich die Wirksamkeit von Schilddrüsenextrakt mit reinem Thyroxin vergleichen lässt.

Gegenwart

Heute stehen den Ärzten und Ärztinnen über Blutuntersuchung, Ultraschall und der Szintigraphie (spezielles bildgebendes Verfahren, welches die Areale der Schilddrüse sichtbar macht, in denen Schilddrüsenhormone produziert werden) viele technische Hilfsmittel zur Verfügung, um Schilddrüsenerkrankungen detailliert zu diagnostizieren. So kann entschieden werden, welche Therapiemaßnahme die am besten geeignete ist

Auch die therapeutischen Möglichkeiten werden stets weiterentwickelt. Eventuell notwendige operative Methoden werden immer weiter verfeinert, sodass nur mehr krankhafte Gewebebereiche entfernt werden. Bei Missverhältnissen der Hormonspiegel im Blut kann eine gezielte individuelle Arzneimitteltherapie erfolgen.

Aber auch heute bleiben noch viele Fragen bezüglich der Funktion dieses lebenswichtigen Organs und dessen Produkte offen; sind wir gespannt, mit welchem neu gefundenen Puzzleteil die Forschung unser Wissen zur Schilddrüsen-Therapie in Zukunft erweitern wird.

Auf unserer Homepage finden Sie viele interessante Artikel und Blogbeiträge zum Thema Schilddrüse. Klicken Sie sich einfach mal durch. Auch steht unser Klösterl-Team Ihnen beratend zur Seite und beantwortet gerne Ihre Fragen am Telefon oder über Mail.