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Was ist eigentlich…? Placebo-Effekt

Mit unserer Erwartungshaltung können wir unseren Organismus unbewusst so gut beeinflussen, dass ein Scheinmedikament – also ein Placebo – mitunter ebenso effektiv wirkt wie ein Arzneistoff. Vertrauen wir der Therapie, schaffen wir mental gute Voraussetzungen für ihren Erfolg. Dieses Phänomen bezeichnet man als Placebo-Effekt.

Für Aufsehen sorgte der Placebo-Effekt zum ersten Mal im Zweiten Weltkrieg. Damals ging dem amerikanischen Chirurgen Henry Beecher das Morphin aus, sodass er einem schwer verwundeten Soldaten während einer Operation nur Infusionen mit Kochsalzlösung verabreichen konnte. Nachdem der Soldat den Eingriff fast schmerzfrei überstanden hatte, befassten sich in der Folgezeit zahlreiche Wissenschaftler*innen mit dem Phänomen.

Daher weiß man heute, dass körpereigene Botenstoffe die Weiterleitung von Schmerzen im Bereich des Rückenmarks blockieren können, wenn Schmerzpatient*innen ein Placebo erhalten. Bei dem verwundeten Soldaten reichte hierfür bereits seine Überzeugung, dass er ein wirksames Schmerzmedikament erhält.  Doch nicht nur die positive Erwartungshaltung von Patient*innen, auch frühere Behandlungen mit Schmerzmitteln können ausreichen, um die Freisetzung dieser Botenstoffe anzuregen.

Die Macht der Gedanken

Die Effektivität eines Placebos hängt dabei einerseits von den eigenen Erfahrungen und andererseits von den Berichten anderer ab. Selbst die Hoffnung auf eine erfolgreiche Therapie kann den Hirnstoffwechsel verändern. Dieses Phänomen kennt man gut aus „placebokontrollierten Doppelblindstudien“, in denen die erwünschten und unerwünschten Wirkungen von neuen Medikamente mit Scheinmedikamenten verglichen werden. Weder der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin noch der oder die Patient*in wissen in diesem Fall, ob die Testperson ein Placebo oder einen Wirkstoff erhält. Während eines zuvor festgelegten Beobachtungszeitraums werden lediglich alle Veränderungen erfasst. Erst im Anschluss werden die erhobenen Daten für Medikament und Placebo entschlüsselt und miteinander verglichen.

In der Regel sind Arzneistoff und Scheinmedikament unterschiedlich wirksam. Von Interesse ist jedoch, ob und in welchem Umfang der Arzneistoff wirksamer als das Placebo war und wie häufig Nebenwirkungen durch Wirkstoff und Placebo verursacht wurden. Denn die mit der Einnahme eines Medikaments verbundenen Sorgen können dazu beitragen, dass Scheinmedikamente ebenso wie Arzneistoffe Müdigkeit, Erschöpfung, Kopfschmerzen oder Beschwerden im Magen-Darm-Trakt auslösen. Diese Folgen der negativen Erwartungshaltung, die auch bei Scheinmedikamenten zum Auftreten von Nebenwirkungen führen kann, bezeichnet man als Nocebo-Effekt. Dieser kann sich auch bei der Lektüre des Beipackzettels eines Medikaments oder aufgrund der schlechten Erfahrung von Bekannten einstellen.

Die Kraft der Worte

Doch nicht nur der Geist versetzt Berge, auch die Beschriftung der Verpackung kann die Effektivität von Scheinmedikamenten beeinflussen. Eine als „Kontrollcreme“ bezeichnete Salbe lindert beispielsweise weniger effektiv Schmerzen als eine „Schmerzcreme“, selbst, wenn beide keinen Wirkstoff enthalten.

Da sich auch verfügbare Informationen auf die Wirkung von Placebos auswirken, werden mittlerweile in sogenannten „Open-Label Placebo-Studien“ (OLPS) Scheinmedikamente getestet. Die Teilnehmenden werden in diesen Versuchsreihen darüber informiert, dass sie ein Medikament ohne Wirkstoff erhalten.

Ferner bekommen sie erklärt, warum ein Placebo wirksam sein kann. Die bisher erhobenen Studiendaten deuten darauf hin, dass Placebos bei entsprechender Erläuterung genauso effektiv sein können wie bei einer Täuschung.

Leider sprechen viele immer noch von einem Placebo-Effekt, wenn sie die Wirkung von Behandlungsmethoden nicht erklären können und meinen damit, dass eine Wirkung nur auf „Einbildung“ beruht. Doch eigentlich ist der Placebo-Effekt ein Geschenk der Natur.