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Fingerhut

Roter und Wolliger Fingerhut

Fingerhut

Steckbrief

Wissenschaftlicher Name:

Digitalis purpurea, Digitalis lanata

Weitere Namen:

Roter Fingerhut, Wolliger Fingerhut, Blatzblummen, Fingerhütlein, Fingerkraut, Fingerpiepen, Handtelen, Waldschellen, Waltglöcklin

Pharmazeutische Verwendung:

Blätter

Familie:

Wegerichgewächse (Plantaginaceae)

Heimat:

Europa

Inhaltsstoffe

Cardenolidglykoside (Purpureaglykosid A, B und E mit den Aglykonen Digitoxigenin, Gitoxigenin und Gitaloxigenin), Steroidsaponine und Pregnanglykoside

Wirkung

Herzstärkend, den Herzrhythmus verlangsamend, die Erregungsleitung im Herzen drosselnd

Anwendung

Innerlich Herzschwäche, Lungenhochdruck

Symptome einer Vergiftung

Von Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall über Sehstörungen mit geweiteten Pupillen und Gelbsehen bis hin zu Halluzinationen, Delir, Herzrhythmusstörungen und Tod durch Herzstillstand

Gegenanzeigen

!! Herzglykoside sind giftig. Eine Anwendung darf nur unter ärztlicher Überwachung erfolgen.

Wechselwirkungen

Die Wirkung der Herzglykoside kann durch zahlreiche Arzneistoffe beeinflusst werden. Holen Sie sich daher vor einer Kombination mit anderen Medikamenten oder Arzneipflanzen ärztlichen Rat oder erkundigen Sie sich in Ihrer Apotheke.

Naturphilosophische Prinzipien/Kräfte/Signaturenlehre

TCM

tonisiert Nieren-Qi und -Yang, Jing, Weiqi, Lungen-Qi und -Yin, bewegt Qi und Blut

Vorstellung und Geschichte

Der in Mitteleuropa beheimatete „Rote Fingerhut“ (Digitalis purpurea) ist eine Giftpflanze, die gerne in Waldlichtungen und auf halbschattigen Abhängen wächst. Eng mit ihr verwandt ist der „Wollige Fingerhut“ (Digitalis lanata), der vor allem in Ungarn und Südosteuropa anzutreffen ist. Beide Arten gehören zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae) und sind daher beispielsweise mit dem Spitzwegerich verwandt. Der deutsche Name der Pflanze „Fingerhut” bezieht sich ebenso auf die Form der Blüte wie auf den lateinischen Gattungsnamen Digitalis. Als „digitale“ bezeichnete man im Mittellateinischen den gleichnamigen Fingeraufsatz des Schneiders. Der Zusatz „purpurea“ beschreibt die purpurfarbenen Blüten des Roten Fingerhuts, „lanata“ bezieht sich dagegen auf die Behaarung der Tragblätter der gelbbraunen Blüten seines wolligen Verwandten.

Der meist zweijährige Fingerhut bildet im ersten Jahr eine am Boden verweilende Blattrosette, aus deren Mitte im zweiten Jahr der ein bis zwei Meter hohe Stängel emporwächst, wobei der Rote Fingerhut fast doppelt so groß wird wie der Wollige. Am Stängel verteilen sich die bis zu zwanzig Zentimeter langen Blätter spiralig bis oben. Sie sind unten lang gestielt, während die oberen Laubblätter stiellos am Stängel sitzen, und haben beim Roten Fingerhut sowohl auf der Oberseite als auch auf der Unterseite einen dichten Flaum von Haaren.

Von Juni bis August trägt der Stängel im oberen Abschnitt zahlreiche Blüten an einem traubenähnlichen Blütenstand. Die röhrenförmigen Einzelblüten ragen aus einem kleinen Kelch heraus und sind leicht nach unten geneigt. Sie sind vier bis fünf Zentimeter lang und bestehen aus einer kürzeren Oberlippe und einer längeren, dreiteiligen Unterlippe. Beim Roten Fingerhut erkennt man im Innern charakteristische dunkle Flecken auf einem hellen Grund. Die kleinen cremefarbenen Blüten des Wolligen Fingerhuts sind dagegen innen von einem dichten Netz brauner Adern durchzogen. Diese Zeichnung der innen leicht behaarten Blüten soll – Legenden zufolge – vom Fingerabdruck Unheil bringender Feen stammen, welche die Blüten Füchsen als Überschuh schenkten, damit diese lautlos in den Hühnerstall gelangen konnten.

Anwendung und Wirkung

Die Giftigkeit des Fingerhuts beruht auf seinem Gehalt an Cardenolidglykosiden, von denen beim Roten Fingerhut etwa 30 unterschiedliche Purpureaglykoside und beim Wolligen Fingerhut ca. 70 verschiedene Lanatoside unterschieden werden. Bei diesen an Zucker gebundenen Steroiden handelt es sich um herzwirksame Substanzen, von denen vor allem das Digitoxin in individuell angepasster Dosierung medizinisch genutzt wird. Dieses sogenannte Herzglykosid kann die Leistungsfähigkeit des Herzens stärken, eine erhöhte Schlagfrequenz drosseln und die Weiterleitung der Erregung innerhalb des Herzens verzögern. Einst galt der Fingerhut daher als „Schutzengel der Herzkranken“.

Doch wie so häufig entscheidet die Dosis zwischen Arzneistoff und Gift. Schon der Verzehr von 300 mg der getrockneten Blätter oder von ein bis zwei frischen Blättern können bei Erwachsenen Zeichen einer Vergiftung verursachen (siehe Steckbrief).

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Hinweis

Dieses Lexikon enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden.
Es kann ärztlichen Rat nicht ersetzen.