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Der PSOAS: „Seelenmuskel“ mit zentraler Bedeutung
Der Psoas-Muskel ist weit mehr als nur ein funktioneller Bestandteil unseres Körpers. Er ist von entscheidender Bedeutung für unsere Beweglichkeit, unsere Körperhaltung und sogar für unser emotionales Wohlbefinden. Durch die richtige Unterstützung des Psoas können nicht nur körperliche Beschwerden gelindert, sondern auch emotionale Blockaden gelöst werden. In diesem Artikel stellen wir den Psoas und seine Funktionen genauer vor. Wir beschreiben seine Rolle bei Stress und erläutern, warum er als „Seelenmuskel“ bezeichnet wird. Darüber hinaus erklären wir seine Verbindung zum Zwerchfell und welche Schmerzen durch Verspannungen des Psoas entstehen können.

Der Psoas und seine Funktion
Der Psoas ist einer der größten Muskeln unseres Körpers und der größte Hüftbeuger. Streng genommen handelt es sich nicht um einen einzelnen Muskel, sondern um eine Muskelgruppe (Abb. 1). Sie besteht aus dem großen und kleinen Lendenmuskel sowie dem Darmbeinmuskel und verläuft rechts und links vom Lendenwirbelsäulenbereich über die Hüfte zum Oberschenkel. Der Psoas verbindet somit die obere Körperhälfte mit der unteren und sorgt nicht nur für Stabilität, sondern hat auch eine Vielzahl von Funktionen, die für die tägliche Bewegung unerlässlich sind. Er ist der primäre Hüftbeugemuskel, der es uns ermöglicht, das Bein nach vorne zu ziehen. Diese Bewegung ist nicht nur beim Gehen und Laufen wichtig, sondern auch bei anderen Aktivitäten wie Treppensteigen oder Sitzen. Außerdem stabilisiert dieser Muskel die Lendenwirbelsäule, indem er hilft, den Oberkörper aufrecht zu halten. Somit ist der Psoas nicht nur für die Bewegungsfreiheit der Hüfte, sondern auch für die gesamte Körperhaltung von entscheidender Bedeutung.
Seine Rolle bei Stress
Bei Stress oder Angst reagiert unser Körper auf Signale des Gehirns mit der Ausschüttung von Stresshormonen. Da der Psoas eng mit dem autonomen Nervensystem verbunden ist, insbesondere mit dem Sympathikus, der für die Kampf- oder Fluchtreaktion verantwortlich ist, spielt er eine entscheidende Rolle bei der Stressbewältigung. Der Psoas, auch als Laufmuskel bekannt, ermöglicht es uns also, bei Gefahr zu fliehen oder zu kämpfen. Er kann uns ebenso in eine Schutzhaltung bringen, indem er sich reflexartig zusammenzieht. Dadurch nehmen wir eine Art Embryonalstellung ein und schützen so unsere lebenswichtigen Bauch- und Brustorgane.
In modernen Alltagssituationen, z. B. bei Stress im Büro, müssen wir nicht mehr fliehen. Dennoch werden Stresshormone ausgeschüttet, die aufgrund der fehlenden körperlichen Reaktion nicht abgebaut, sondern im Körper gespeichert werden. Dadurch kann es zu einer chronischen Verspannung des Psoas kommen, die dem Körper weiterhin ein Gefühl von Gefahr vermittelt und zu einer ständigen Ausschüttung von Stresshormonen aus der Nebenniere führt. Diese Daueraktivierung kann schließlich zur Erschöpfung der Nebennieren und zur Schwächung des Immunsystems führen.
Eine gezielte Entspannung des Psoas kann helfen, die Balance zwischen dem Sympathikus und dem Parasympathikus wiederherzustellen und den Körper aus dem Zustand ständiger Alarmbereitschaft zu befreien.
Der Seelenmuskel
Der Psoas wird durch seine Rolle bei Stress auch als ein Speicher emotionaler Spannungen und traumatischer Erfahrungen betrachtet und macht ihn daher zu einem entscheidenden Faktor bei der Verarbeitung von Stress und Traumata. Bleibt das Nervensystem in einem Zustand chronischen Stresses oder ungelöster emotionaler Belastung, können Muskeln wie der Psoas in einen Zustand der ständigen Anspannung übergehen. Diese anhaltende Anspannung kann sich auf die Psyche auswirken, indem Ängste, Spannungen und andere emotionale Blockaden im Körper „gespeichert“ werden. In verschiedenen Traditionen der Körperarbeit, wie der Traumaheilung oder der somatischen Therapie (z. B. neurogenes Zittern 1) wird der Psoas daher als ein „Speicher“ für ungelöste emotionale Konflikte angesehen. Durch die gezielte Arbeit an diesem Muskel können emotionale Spannungen gelöst und das mentale Wohlbefinden wieder gesteigert werden. Aufgrund dieser wichtigen Funktion wird der Psoas auch als „Seelenmuskel“ oder „Traumamuskel“ bezeichnet. Er ist also weit mehr als ein reiner Bewegungsträger, er ist ebenso ein Bindeglied zwischen Körper und Psyche.
1 Neurogenes Zittern kann tiefsitzende Spannungen im Körper lösen, indem es das autonome Nervensystem aktiv anspricht. Es hilft, den Parasympathikus („Ruhenerv“) zu aktivieren, was zu einer tiefen Entspannung führen kann. Dieser Prozess kann sich auch auf den Psoas-Muskel auswirken, der als einer der Hauptmuskeln des Körpers eine zentrale Rolle bei der Reaktion auf Stress und Traumata spielt.
Die Verbindung zum Zwerchfell
Eine weitere spannende Eigenschaft des Psoas ist seine enge Verbindung zum Zwerchfell, unserem wichtigsten Atemmuskel. Das Zwerchfell ist der Muskel, der den Brustraum vom Bauchraum trennt und für die normale Atmung entscheidend ist. Psoas und Zwerchfell sind über das Fasziengewebe miteinander verbunden, was bedeutet, dass die Funktionsweise des einen Muskels die des anderen beeinflussen kann. Wenn der Psoas verspannt ist, kann er die Funktion des Zwerchfells beeinträchtigen, da eine Anspannung im Beckenbereich dessen Bewegungsfreiheit einschränkt. Die Folge ist eine flachere, weniger effiziente Atmung, die wiederum den Psoas zusätzlich belasten kann.
Umgekehrt führt ein stressbedingtes Atemmuster mit flacher Brustatmung zu einer gleichzeitigen Anspannung des Psoas. Eine bewusste, tiefe Bauchatmung kann daher helfen, sowohl den Psoas als auch das Zwerchfell zu entspannen und eine bessere Körperhaltung und -wahrnehmung zu fördern.
Psoas und körperliche Schmerzen
Gerade im Büroalltag wird der Psoas durch langes Sitzen und Fehlhaltungen stark beansprucht und die daraus entstehenden Verspannungen und Verkürzungen können eine Vielzahl von Schmerzen und Beschwerden verursachen. Oft werden diese nicht unmittelbar dem Psoas zugeordnet, da der Muskel tief im Körper liegt und die Schmerzen an anderen Stellen wahrgenommen werden können. Durch seine direkte Verbindung zur Wirbelsäule führt eine Verspannung oder Verkürzung des Muskels oftmals zu Schmerzen im unteren Rücken, insbesondere im Bereich der Lendenwirbelsäule. Diese Schmerzen treten häufig auf, wenn der Muskel durch langes Sitzen oder eine falsche Körperhaltung verkürzt wird. Auch eine Fehlstellung der Wirbelsäule und eine eingeschränkte Beweglichkeit der Hüfte können durch einen verspannten Psoas begünstigt werden. Dies kann sich in einer Steifheit oder sogar in starken Schmerzen beim Bewegen der Hüfte äußern. Der Psoas kann auch Schmerzen verursachen, die über den Muskel hinaus in andere Körperregionen ausstrahlen. So kann ein verspannter Psoas etwa zu Verdauungsproblemen, Blasenstörungen und sogar zu einer Einschränkung Beckenbodenmuskulatur führen.
Tipps zur Selbsthilfe
- Gezielte Übungen helfen dem Psoas, sich zu entspannen (siehe Abb. 2)
- Entspannungstechniken, wie z. B. Progressive Muskelentspannung (PMR)
- Atemübungen (z. B. die Bauchatmung)
- Neurogenes Zittern (in geführten Gruppen)
Ein Muskel mit zentraler Bedeutung
Der Psoas ist also weit mehr als nur ein funktioneller Bestandteil unseres Körpers. Er spielt eine zentrale Rolle für unsere Beweglichkeit, unsere Haltung, unsere Atmung und sogar für unsere psychische Gesundheit. Wenn wir uns dessen bewusst sind und diesem wichtigen Muskel mehr Aufmerksamkeit schenken, können nicht nur körperliche Beschwerden gelindert, sondern auch seelische Blockaden gelöst werden.
Mit gezielten Übungen können wir den Psoas entspannen, Schmerzen vorbeugen und fördern zudem noch unsere mentale Gesundheit.
Autorin
Iris Beck
Klösterl-Redakteurin und Heilpraktikerin für Psychotherapie