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Erschöpfung – Einfach nur müde?
Es gibt viele Begriffe, die beschreiben, wie eine Person sich fühlt, wenn sie nicht mehr in der Lage ist, ihren bisherigen Alltag zu bewältigen. Müdigkeit, Erschöpfung, Burnout, Fatigue, Mental Overload, Emotionale Überforderung und Depression sind einige dieser Begriffe. Diese Symptome können helfen, die Situation der Person zu verstehen und einzuordnen.
Schleichender Prozess
Müdigkeit nach einem langen Arbeitstag ist ein Signal, dessen sich der Körper bedient, um Erholungsphasen und Schlaf einzufordern, um neue Energie tanken zu dürfen. Reichen über längere Zeit „sich mal gründlich ausschlafen“ und kurze Erholungsphasen nicht aus, um die Müdigkeit zu lindern, spricht man von Fatigue. Die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit lässt sich nur aufrechterhalten durch höhere Anstrengung oder über vorheriges Einsparen von Energiereserven. Die Lebensqualität der fatiguegeplagten Menschen leidet im persönlichen, beruflichen und sozialen Umfeld. Die gesteigerte Form der Fatigue ist die Erschöpfung. Es besteht ein chronischer Energieverlust, der sich in kognitiven, emotionalen und stark körperlichen Symptomen äußert. Konzentrationsstörungen, Depression, Arbeitsunfähigkeit sowie keine Teilhabe mehr an sozialen Aktivitäten sind Anzeichen der Erschöpfung, auch Burnout genannt.
Auslöser
Diesem schleichenden Prozess kann eine Krankheit zugrunde liegen, wie zum Beispiel Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes, Fibromyalgie, Eisenmangel oder vorangegangene Virusinfektionen und daraus entwickelte chronische unterschwellige Entzündungen. Auch Nebenwirkungen von Medikamenten, Umweltgifte sowie Elektrosmog kommen als Ursache infrage.
Erschöpfungssymptome können auch durch Stress auf psychischer Ebene hervorgerufen werden, z. B. durch Traumata, Über- und Unterforderung am Arbeitsplatz sowie emotionale Überbelastung. Erschöpft kann man aber auch sein, selbst wenn keine diagnostischen Laborparameter darauf hinweisen. Je größer die subjektiv wahrgenommene Stressbelastung, desto gravierender sind die Folgen, die sich ergeben, wenn der Erschöpfungszustand unbehandelt bleibt. Dazu gehören Herz-Kreislauf-Störungen, erhöhter Blutdruck, Kopfschmerzen, Angstzustände, Gereiztheit, Schlaflosigkeit und Depression, verbunden mit sozialem Rückzug bis hin zur Handlungsunfähigkeit.
Erschöpfung oder Depression
Menschen mit einer klassischen Depression beschreiben ihren mentalen Zustand mit dem Satz: „Klappt ja eh nicht, egal, was ich mache!“ Dagegen ist der Glaubenssatz einer Person kurz vor dem Burnout: „Früher habe ich das doch auch geschafft! Warum jetzt nicht mehr? Wenn ich mich nicht darum kümmere, dann wird es nicht perfekt.“ Diese Person ist der Meinung, dass sie sich nur mehr anstrengen muss. Sie hält an ihrem Ziel fest, überschreitet die eigenen Grenzen, stellt die eigenen Bedürfnisse hinten an und setzt sich Bedingungen aus, die auf Dauer krankmachen. Geht die Sinnhaftigkeit des Ziels verloren, rebelliert das Unterbewusstsein und es entsteht eine Verweigerungssituation, bei der der Körper nicht mehr funktioniert – aus Sorge, dass man in das Hochgeschwindigkeits-Hamsterrad zurückkehrt, das zu diesem Komplettausfall geführt hat. Erst wenn die Botschaft des Unterbewusstseins erkannt wird, kann der Veränderungsprozess beginnen, der die Verweigerung auflöst.
Was passiert im Körper?
Egal welche Form von Stress auf den Körper einwirkt – dieser hat Auswirkungen auf den hormonellen Regelkreis der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, kurz HHN-Achse. Gerade die übergeordneten Zentren Hypothalamus und Hypophyse reagieren äußerst empfindlich auf Stressoren, sodass die Signalkette nicht mehr sauber ablaufen kann. Auszubaden hat dies jedoch die Nebennierenrinde, die über die Cortisol-Ausschüttung sich körperlich dem Stress stellt. Die Nebennierenrinde arbeitet auf Hochtouren durch die hohe Flut an aktivierenden Botenstoffen von „oben“. Der Blutdruck, die Herzfrequenz und der Blutzuckerspiegel steigen. Ein dauerhaftes Zuviel an Cortisol unterdrückt die Reaktion des Immunsystems und hat eine erhöhte Infektanfälligkeit und das Entstehen von unterschwelligen Entzündungen (silent inflammation) zur Folge. Zum Schutz vor dem „Heißlaufen der Motoren“ wird Cortisol durch Bindung an Globuline im Blut in eine inaktive Form übergeführt. Der Hypothalamus erhält die Rückmeldung, dass trotz Befeuerung nicht genug Hormon da ist. Dies führt auf lange Sicht zu einem Totalausfall dieses Systems. Ohne Befehle, insbesondere des Hypothalamus, kommt der Arbeitsfluss der Nebennierenrinde zum Erliegen; der Erschöpfungszustand erreicht seinen Höhepunkt.
Therapieansätze
Psychotherapeutische Therapien helfen Stress-Vermeidungsstrategien und Entspannungstechniken sowie ein achtsames Überwachen der persönlichen Grenzen zu erlernen. Ebenso können sie unterstützen, Veränderungen der Lebensumstände (z.B. Beenden einer toxischen Beziehung, positive Veränderung der beruflichen Situation, etc.) umzusetzen. Und dennoch kann es passieren, dass der Hypothalamus seine Arbeit nicht wieder aufnehmen kann. Woran kann das liegen?
Stress zeichnet sich auch auf biochemischer Ebene ab. Vitalstoffe wie Zink und Magnesium werden über die Nieren vermehrt ausgeschieden und fehlen der HHN-Achse. Vitamin C als Schutzstoff der Nebennierenrinde vor zu viel Druck von oben wird in hohen Mengen verbraucht. Umbauprozesse zur Bildung von Signalstoffen (Neurotransmittern) und Hormonen sind abhängig von B-Vitaminen. Das Nervensystem benötigt Aminosäuren, insbesondere essentielle Aminosäuren, zur Bildung der Neurotransmitter, gerade vor einem mental anstrengenden Tag.
Adaptogene wie zum Beispiel Ashwagandha, Rosenwurz, Safran oder Heilpilze helfen dem Organismus, sich an schwierige Umstände anzupassen, und wirken je nach Bedarf sowohl über Erhöhung als auch über Erniedrigung des Cortisolspiegels ausgleichend.
Über antientzündliche Strategien lohnt es sich nachzudenken, da unterschwellige Entzündungen mitunter Auslöser von Erschöpfungszuständen sein können. Aus dauerhaft erhöhtem Cortisolspiegel resultieren neurotoxische (nervenschädigende) Effekte im Gehirn und daraus Entzündungsprozesse im Nervensystem, die dem hochsensiblen Hyptohalamus schaden können.
Mitochondriale Medizin
So wie die HHN-Achse in Zeiten erhöhten Stressaufkommens zusätzlich mit wichtigen Vitalstoffen gefüttert werden sollte, so haben unsere Mitochondrien, die Produktionsstätte unserer Energie, bei Stress einen höheren Bedarf an Vitalstoffen. Damit beschäftigt sich die mitochondriale Medizin.
Mehr als nur Erschöpfung
Eine Sonderform der Erschöpfung ist das Chronische-Fatigue-Syndrom (CFS) oder Myalgische Enzephalopathie (ME) genannt. CFS ist ein Krankheitsbild, das infolge einer Virusinfektion auftreten kann und mit Störungen der Signalübertragung des Nervensystems, Störungen des Energiestoffwechsels sowie der Blutflussregulation einhergehen kann. Vermutet wird die Bildung von Autoimmunantikörpern, die Auswirkungen auf das Immunsystem haben.
Ein Leitsymptom ist neben Fatigue die Post-Exertional Malaise, kurz PEM, eine unverhältnismäßige Zustandsverschlechterung nach Belastung. Diese Belastungsintoleranz, die zu einer Verschlechterung der bestehenden Symptome, wie sie bereits bei einer Erschöpfung beschrieben wurden, führt, tritt unmittelbar oder bis zu 48 Stunden nach der Überanstrengung auf. Merkmale einer Grippe mit Fieber, geschwollenen Lymphknoten und Muskel- und Gelenkschmerzen kennzeichnen die CFS/ME verbunden mit Brainfog („Gehirnnebel“). Dieser ist eine verlangsamte Informationsverarbeitung mit erheblichen Wortfindungs- und Sprachstörungen, einem gestörten Kurzzeitgedächtnis sowie einer eingeschränkten Konzentrationsfähigkeit. Die daraus resultierende herabgesetzte Lebensqualität ist kaum mit einer anderen Krankheit vergleichbar. In schweren Fällen sind Erkrankte zu erschöpft, ihren Alltag zu stemmen, da ihnen die Energie fehlt und sie stundenlang ruhen, manchmal sogar künstlich ernährt werden müssen. Eine kurative Therapie gibt es bisher nicht. Neben den oben genannten Therapieoptionen und der Symptomlinderung wird der betroffenen Person empfohlen, mithilfe der „Pacing“-Strategie innerhalb der Energiegrenzen zu bleiben, weil mit jeder PEM die Gefahr einer Chronifizierung des verschlechterten Gesundheitszustandes besteht.
Pacing bedeutet das strikte Einteilen der eigenen Energieressourcen und Aktivitäten, um die individuell vom Schweregrad der CFS/ME abhängige Belastungsgrenze nicht zu überschreiten und die PEM zu vermeiden.
Auf Erfahrung vertrauen
Oft fehlen anerkannte Studien, um die Wirksamkeit von Therapien zu bestätigen. Viele Therapeut*innen arbeiten aufgrund der Brisanz der Beschwerdebilder mit evidenzbasierter Medizin und das nicht selten mit Erfolg. Auf diese Weise kann vielen Menschen auf dem Weg aus der Erschöpfung geholfen werden. Mit dem Augenmerk auf eine Ernährung mit hoher Vitalstoff-Dichte – im Gegensatz zu einer hohen Energiedichte mit vielen Kalorien – dürfen Sie einen eigenen Beitrag leisten, dem Körper essentielle Nährstoffe zur Verfügung zu stellen und „echte“ Energie in Form von ATP, dem Hauptenergieträger in jeder Körperzelle, produzieren zu können.
Autorin
Bettina Wadewitz
Apothekerin