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Fibromyalgie – was kann helfen?

Chronische Schmerzzustände betreffen zahlreiche Menschen jeden Alters. Nicht immer ist die Ursache dafür klar. Manchmal kann die Ursache eine Fibromyalgie sein. Aber was ist das?

Was ist eine Fibromyalgie?

Monatelang Schmerzen in Muskeln und Gelenken, in den Organen, ja im ganzen Körper bis zu Lähmungserscheinungen und zur Bewegungsunfähigkeit. Erschöpfungszustände und ein Zustand des Eingesperrt-Seins und der Ausweglosigkeit. Hochsensible Empfindungen in Körper, Geist und Seele durch Überreizung – so beschreibt eine Betroffene die Symptome dieser schwer zu diagnostizierenden Krankheit.

Es handelt sich bei der Fibromyalgie weder um eine neue Erkrankung noch um eine Modeerscheinung. Bereits im 19. Jahrhundert kannte man die nervöse Erschöpfung oder Neurasthenie. Damals wie heute erkranken deutlich mehr Frauen als Männer, meist im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Expert*innen gehen davon aus, dass in den westlichen Industrienationen etwa ein bis drei Prozent der Bevölkerung betroffen sind.

Seit 1994 ist das Fibromyalgie-Syndrom als funktionelle Störung in die Krankheitsliste der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgenommen. Funktionelle Störung bedeutet, die Körperstrukturen erscheinen gesund, spielen aber nicht gut zusammen – sie „funktionieren“ nicht optimal.

Wörtlich übersetzt bedeutet der Begriff Fibromyalgie „Faser-Muskel-Schmerz“. In ihrer Leitlinie beschreibt die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Schmerztherapie (DIVS) folgende Kernsymptome:

  • Chronische Schmerzen in mindestens drei Körperregionen, die länger als drei Monate andauern, typischerweise im Nacken und Rücken sowie am Brustkorb und an den Extremitäten
  • Schlafstörungen und nicht erholsamer Schlaf mit andauernder Müdigkeit bis zur Erschöpfung
  • Erhöhte Druckschmerzhaftigkeit der sog. „tender points“ (druckempfindliche Punkte gelenknah an Sehnen- und Muskelansätzen) (siehe Abbildung links), aber auch generelle Berührungsempfindlichkeit

Hinzu können viele weitere körperliche Symptome kommen wie Morgensteifigkeit, Wetterfühligkeit, Schwellungsgefühle an Händen, Füßen und im Gesicht, Magen-Darm-Probleme (Reizdarm, Reizmagen) und ständiger Harndrang (Reizblase). Manche Patient*innen berichten außerdem über eine gesteigerte Empfindlichkeit für Kälte und Hitze. Oft besteht eine Überempfindlichkeit gegenüber Gerüchen, Lärm oder Licht. Viele Betroffene leiden zudem durch die anhaltenden Beschwerden unter psychischen Symptomen wie depressiven Verstimmungen, Ängsten, Antriebslosigkeit oder innerer Unruhe. Den Alltag zu meistern, zur Arbeit gehen, selbst einfache Handgriffe im Haushalt sind kaum noch zu bewältigen.

Bis sich das gesamte Krankheitsbild zeigt, dauert es oft sieben bis acht Jahre. In dieser Zeit haben viele Patient*innen bereits eine regelrechte Odyssee an Besuchen bei Ärzt*innen hinter sich. Denn: Alle diese Beschwerden können auch eine andere Ursache haben. So fühlen sich viele Betroffene als Hypochonder abgestempelt, bis die Diagnose gestellt ist.

Die Beschwerden treten nicht immer gleich stark in Erscheinung. Äußere Einflüsse wie starker Stress können die Symptome verstärken. Auch hormonelle Dysbalancen, Virusinfektionen und Entzündungsreaktionen können Trigger für Fibromyalgie-Symptome darstellen und zu einer Verschlimmerung der Erkrankung führen. Als gesichert gilt, dass Fibromyalgie-Erkrankte Schmerzen und Stress – egal ob positiven oder negativen – anders verarbeiten als Gesunde. Die Schwelle der Schmerzwahrnehmung liegt bei ihnen niedriger als gewöhnlich, so dass das Gehirn bereits leichte Reize als Schmerz wahrnimmt und diesem eine größere Bedeutung zuordnet.

Wissenschaftler*innen stellten fest, dass chronische Muskel- und Gliederschmerzen in manchen Familien gehäuft auftreten. Eine genetische Prädisposition wird vermutet. Auch eine Beteiligung des Immunsystems an der Krankheitsentstehung wird diskutiert. Chronische Entzündungen (silent inflammations) und Fehlfunktionen des somatischen Nervensystems können beteiligt sein.

Gibt es Risikofaktoren?

Die Wahrscheinlichkeit, an einer Fibromyalgie zu erkranken, kann durch einige Faktoren erhöht werden:

  • Langandauernde körperliche oder psychische Überlastung und ständiger Stress
  • Körperliche Gewalt und sexueller Missbrauch
  • Bewegungsmangel, Rauchen und Übergewicht
  • Anhaltende Entzündungsreaktionen im Körper, immunologische Dysbalancen

 

Die Laborwerte und auch die Röntgenaufnahmen ergeben in der Regel keinen Befund. Wichtig zu wissen: Selbst wenn die Fibromyalgie jahrelang besteht, werden die Muskeln, Gelenke und Bänder nicht geschädigt.

Was kann helfen?

Fibromyalgie gilt als nicht heilbar. Doch vor allem die ganzheitliche Medizin hält eine Menge guter, wirkungsvoller Therapiemethoden bereit, die je nach Symptomen und Schweregrad der Krankheit individuell mit dem*der Behandler*in zusammengestellt werden. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, bestehende Entzündungen zu hemmen, die Ursachen für das Entzündungsgeschehen zu finden und positiv auf die zugrundeliegenden immunologischen Prozesse einzuwirken. Empfehlenswert sind Therapien, die möglichst wenige Nebenwirkungen verursachen – und die die Patientin bzw. den Patienten zur aktiven Mitarbeit anregen. Das Ziel ist die Linderung der Beschwerden und damit die Verbesserung der Lebensqualität und der Bewältigung des Alltags.

Als förderlich einzustufen sind:

  • Aufklärung der Betroffenen und der Angehörigen über die Erkrankung, was oft bereits zur Entspannung beiträgt
  • Regelmäßiges Ausdauertraining zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit; bereits einfaches Spazierengehen aktiviert das Herz-Kreislauf-System. Langsames Steigern über Monate ist empfehlenswert!
  • Schwimmen, Radfahren, Walking
  • Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung, Meditation, Lachyoga
  • Yoga, Tai Chi oder QiGong
  • Atemtherapie
  • Verhaltenstherapie bzw. Psychotherapie
  • Gezielte, vorsichtige Reize durch Musik oder sich bewusst dem Alltagslärm aussetzen
  • Gesunde und abwechslungsreiche Ernährung, die bei Bedarf mit hochwertigen Vitaminen und Mineralstoffen supplementiert werden kann
  • Unterstützung des Immunsystems durch entzündungshemmende Enzyme

Empfehlenswert sind auch Schulungen der Patient*innen in kleinen Gruppen, welche meist von niedergelassenen Ärzt*innen und Psycholog*innen angeboten werden, aber auch von psychosomatischen Kliniken, Reha-Kliniken. Selbsthilfetrainings oder eine Selbsthilfegruppe können ebenso eine gute Unterstützung für die Betroffenen sein, z.B. die Deutsche Fibromyalgie-Vereinigung (DFV) e.V.

Autorin

Bettina Wadewitz

Apothekerin