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Gefühle und Emotionen – Trauer, der Weg zum Loslassen

Wenn das Leben sich anders entfaltet, als wir es uns gewünscht hätten, sich Dinge so entwickeln, dass wir es zutiefst schade finden und am liebsten diesen Teil der Geschichte mit einem dicken Rotstift durchstreichen und daneben die uns liebere Version kritzeln würden, dann erleben wir Trauer.

Trauer entsteht immer dann, wenn wir den innigen Wunsch haben, dass etwas anders wäre. Dabei kann es sich um ganz kleine, alltägliche Enttäuschungen handeln, wie zum Beispiel, wenn ich mir gewünscht hätte, mit der Familie gemeinsam zu Abend zu essen, aber die Umstände des Tages dies nicht möglich gemacht haben.

Und es gibt die große, tiefe Form von Trauer, die immer dann entsteht, wenn sehr starke Veränderungen ins Leben treten, mit denen wir nicht einverstanden sind. Häufig handelt es sich um eine Trennung oder den Tod von geliebten Menschen.

Da diese umfassende, intensive Trauer wohl den stärksten Einfluss auf unser Leben nimmt, wird sich der Artikel vor allem darauf beziehen. Die meisten Aspekte können jedoch ebenso gut auf die weniger intensiven Erlebnisse von Trauer angewendet werden.

Trauer erkennen

Manchmal spüren wir nicht gleich, dass es sich um Trauer handelt und gehen zunächst in die Wut. Gedanken wie „Warum hat die Person mich verlassen?“ oder „Es ist nicht richtig, dass die Person jetzt sterben musste!“ kommen auf. Häufig haben diese Reaktionen ihre Berechtigung, in dem Sinn, dass sie uns einen Wunsch oder ein Bedürfnis zeigen, welches wir in uns tragen. Wenn wir zulassen, dass auch diese Gedanken da sein dürfen, machen wir es uns leichter, die Realität zu erkennen und unserem Bedauern den dafür nötigen Raum zu geben.

Im Körper äußert sich Traurigkeit oft als Kloß im Hals oder als Gefühl einer zugeschnürten Kehle, manchmal auch als Leere im Bauch oder in Form einer großen Niedergeschlagenheit. Und natürlich ist Weinen ein Ausdruck von Trauer – mit oder ohne Tränen.

Der Trauer zugrunde liegt der starke Wunsch, dass etwas im eigenen Leben oder auf dieser Welt anders sein soll, als es in der Realität ist. Dabei hilft sie uns, diesen Wunsch zu erkennen und schließlich mit den unveränderbaren Tatsachen innerlich Frieden zu schließen.

Trauerphasen und ihre Aufgaben

So unterschiedlich Menschen und Kulturen mit diesem sehr persönlichen Umstand umgehen, ähneln sich die Schritte in der Bewältigung von Trauer oft. Als Pionierin der Sterbeforschung hat die Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross bereits Ende der 60er Jahre das Bewusstsein dafür geweckt, dass Trauer und Sterben einer Begleitung bedürfen und hat diesen Prozess in einem Modell beschrieben. Seither gab es viel Forschung rund um die Verarbeitung und Bewältigung einer Trauersituation, die uns hilft, diese Zeit besser zu verstehen.

Verleugnen

Wenn eine Person von einer traurigen, neuen Realität erfährt, will sie es zunächst nicht wahrhaben. Es ist eine Abwehr gegen die Vorstellung, dass diese Nachricht wahr ist, weil es so gar nicht zu der Vorstellung passt, die wir uns vom Leben, der Situation oder Beziehung gemacht haben.

Oft ist diese Reaktion auch ein Schutzmechanismus, bis wir in der Lage sind, uns zu einem späteren Zeitpunkt auf diese Tatsache einlassen zu können. Es ist eine Schockphase, in der – starr vor Schreck – zunächst ein Ausblenden der Realität stattfindet.

Emotionen

Viele verschiedene Gefühle brechen auf, die oft Traurigkeit mit Wut und Angst mischen, zuweilen auch mit Dankbarkeit oder Freude. In dieser Phase braucht es genug Raum, um die aufkommenden Empfindungen fühlen zu können. Es erfordert Zeit und viel Kraft, um all das zu verarbeiten, was möglicherweise vorher schon über längere Zeit unterdrückt wurde. Manchmal zeigt sich eine große Erschöpfung, weil die vorangegangene Abschiedsphase viel Energie und Durchhalten gefordert hat. Entscheidend ist, dass alles da sein darf, was jetzt aufkommt, alles seinen Platz bekommt und die unterschiedlichen inneren Reaktionen gehört werden. Jetzt ist eine gute Zeit, um sich Unterstützung zu holen, für die Verarbeitung der Gefühle und als innere Stärkung.

Loslassen

Für die Person, die nun einen anderen Menschen oder eine Beziehung verabschieden muss, ist es wertvoll, sich an die gemeinsame Zeit zu erinnern. Es hilft, den Verlust anzuerkennen, wenn ein innerer Kontakt zu der früheren Zeit möglich ist. Dies findet der*die Trauernde in Form von Erinnerungen an frühere Ereignisse, an das gemeinsame Leben oder über Fotos und Orte. Vieles davon passiert in Gedanken und im inneren Dialog. Es hilft zu begreifen, dass diese Zeit jetzt vergangen ist, um schließlich die Person, die Umstände oder die Sache aus dem eigenen Leben loszulassen.

Akzeptanz

In der Zustimmung zur neuen Realität ist es möglich, mit der Situation Frieden zu schließen. Die Entscheidung für das Neue öffnet die Perspektive, um das eigene Leben und die Umgebung anzupassen an die jetzt gegebenen Umstände, das Leben neu zu gestalten und zu ordnen. Es bedarf innerer Ressourcen, um diesen Veränderungsprozess nun positiv weiter zu gehen und sich auf die nächsten Schritte einzulassen. Das trauernde Herz kann sich wieder öffnen und in die Akzeptanz dessen gehen, was ohnehin nicht mehr geändert werden kann.

Diese Phasen bauen nicht aufeinander auf, sondern werden immer wieder durchlaufen. Trauer ist kaum je zu Ende oder abgeschlossen, sondern kehrt in Wellen immer wieder zurück. Wichtig ist es, sich selbst dabei gut zu unterstützen oder von anderen Unterstützung zu empfangen.

Umgang mit Trauer

Die Wellen der Trauer zeigen sich zu den unterschiedlichsten Momenten, zuweilen auch dann, wenn wir ihnen gerade nicht viel Aufmerksamkeit schenken können. Um sich selbst gut durch die Trauer zu begleiten, ist es jedoch essentiell, sich immer wieder den Raum und die Zeit dafür zu geben.

Hilfreich sind ganz bewusste Reflexionen, zum Beispiel mit den Fragen: Wie fühle ich mich jetzt in diesem Moment damit? Was für Gedanken kommen auf? Was wünsche ich mir als Veränderung?

Diese Auseinandersetzung mit den eigenen Bedürfnissen und Wünschen stärkt und unterstützt. Es hilft, ins Handeln zu kommen und zu erkennen, dass ich selbst einen Einfluss darauf habe, etwas zu verändern und kein Opfer der Umstände bin. Um sich selbst gut zu begleiten kann Mitgefühl mit der eigenen Situation eine gute Unterstützung sein. Indem ich mir zugestehe, dass ich gerade eine schwere Zeit erlebe, die mich traurig macht, fällt es leichter diese Erfahrung zu erleben und in großer Freundlichkeit mir selbst Empathie zu schenken. Gleichzeitig ist es heilsam, mir bewusst darüber zu sein, dass Verlust und Trauer ein Teil des Lebens sind und ich damit nicht alleine bin.

Symbole und Rituale

In den Weltreligionen ist es üblich, die Trauerzeit mit Ritualen zu begleiten. In jeder Kultur sind diese unterschiedlich gestaltet, aber viele Rituale verbindet, dass sie Trost spenden und die Trauernden beim Abschiednehmen unterstützen. Jenseits der traditionellen Formen kann es sehr tröstlich sein, für sich selbst Symbole und Rituale zu finden, die einen in der Trauer mit der jeweiligen Situation oder Person verbinden.

Als Symbole eignen sich besonders gut Fotos oder Bilder, bedeutsame Orte oder Gegenstände als persönliche Andenken. Rituale wie das Anzünden einer Kerze an Jahrestagen, der Besuch von Orten, die mit Erinnerungen verbunden sind, oder das Anhören von Musikstücken, die schöne Gedanken an die vergangene Zeit hervorrufen, sind wertvoll für die Verarbeitung des Schmerzes und der Trauer. Solche Rituale kreieren einen Raum der Erinnerung und Verbundenheit, der zum Leben dazu gehört.

Bei all dem Schmerz und all der Enttäuschung ist es wichtig, sich selbst in der Trauerphase viel Zeit zu geben. Gut auf sich und die eigenen Bedürfnisse zu achten, sich zu erlauben, in den Rückzug zu gehen und immer wieder den notwendigen Raum und die Zeit für die Verarbeitung des Verlustes zuzulassen, macht es leichter, Stück für Stück die neue Realität anzunehmen.

Autorin

Cäcilia Wallbrecher

Redakteurin Klösterl-Journal, Yoga-Lehrerin und Embodiment-Coach