Was ist eigentlich…? Biografiearbeit

Die eigene Lebensgeschichte ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Identität. Die Geschichte, die wir von uns erzählen, gibt Auskunft darüber, wer wir sind und was uns etwas bedeutet. Sie ist Ausdruck unserer Gefühle und Erfahrungen. Doch was ist die eigene Lebensgeschichte überhaupt und was können wir aus ihr lernen?

Die Bedeutung der eigenen Lebensgeschichte

Eine eigene Lebensgeschichte zu haben, bedeutet nicht nur, dass wir unsere Erfahrungen reflektieren und besprechen können. Es bedeutet auch, dass wir den Sinn in unserem Leben erkennen können. Das hilft uns, Zuversicht und Selbstvertrauen zu entwickeln, um frühere Erlebnisse, gegenwärtige Lebensthemen oder Krisen zu bewältigen. Dadurch können wir auch besser mit negativen Erfahrungen umgehen und aus unseren Fehlern lernen. Wir können zudem ein besseres Verständnis für uns selbst und unsere Mitmenschen entwickeln.

Durch die Erwartungen anderer, unsere Rollenanforderung des Alltags oder Lebenskrisen haben wir uns vielleicht zu sehr angepasst und dabei den Kontakt zu uns selbst verloren. Wenn wir uns unsere Vergangenheit mithilfe der Biografiearbeit anschauen, können wir erkennen, was uns prägt und uns zu dem Menschen macht, der wir sind, und ab wann wir vielleicht den Anschluss an uns und unseren Lebensfaden verloren haben. Die Biografiearbeit schließlich erleichtert uns die Rekonstruktion und Interpretation der eigenen Lebensgeschichte und unterstützt uns dabei, alte Muster zu erkennen und aufzulösen, um so wieder ein stimmiges Ich-Gefühl aufzubauen und unser Leben selbstbestimmt zu gestalten.

Biografisches Arbeiten in der Psychotherapie

Biografisches Arbeiten wird auch in der Psychotherapie eingesetzt und stellt eine Methode der verschiedenen Lebensrückblicks-Interventionen dar. Das Anliegen dieser Verfahren ist die Bearbeitung der Biografie und der lebensgeschichtlichen Zusammenhänge einer Person, welche eine Störung mitverursachen, beeinflussen und aufrechterhalten. Anwendung finden diese Verfahren im therapeutischen Kontext u. a. in der Verhaltenstherapie, PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) und in der Therapie älterer oder krebskranker Menschen.

Anthroposophische Biografiearbeit

Sie schließt die anthroposophische Sichtweise des Menschen als Einheit aus Leib, Seele und individuellem Geist ein und beschreibt den Menschen in seinem lebenslangen Entwicklungspotenzial. Dabei wird der in Siebenjahresschritte gegliederte Verlauf des Lebens mit den dazugehörigen Entwicklungsschritten betrachtet. Ziel ist es, alte Muster zu erkennen, aufzulösen und das Leben wieder bewusst auszurichten.

Biografiearbeit in der Altenpflege

Hier spielt sie als aktivierende Pflege eine Rolle. Zum einen hilft die Beschäftigung mit der Lebensgeschichte dabei, Pflegebedürftige besser zu verstehen. Zum anderen können die Pfleger*innen mit diesem Wissen vorhandene Ressourcen aktivieren.

Die beste Quelle der Selbsterkenntnis

Unsere Biografie ist die Summe aller Erfahrungen, die wir in unserem Leben machen – positive und negative Erlebnisse gleichermaßen. Jede dieser Erfahrungen hinterlässt Spuren in unserem Charakter und beeinflusst unser Handeln in der Gegenwart und in der Zukunft. Wenn wir also mehr über uns selbst erfahren möchten, sollten wir uns mit unserer Biografie beschäftigen, sie ist eine wichtige Quelle unserer Authentizität.