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Was sind eigentlich…? Polyphenole
Polyphenole gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen; sie konnten bisher nur in Pflanzen nachgewiesen werden. Die Einteilung in primäre und sekundäre Pflanzenstoffe geht auf eine Zeit zurück, in der man dachte, dass nur die sogenannten primären Pflanzenstoffe wie Proteine, Fette, Polysaccharide, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente für den Menschen von Bedeutung sind. Bei den sekundären Pflanzenstoffen ging man ursprünglich davon aus, dass sie für Menschen nutzlos sind.

Pflanzen benötigen sekundäre Pflanzenstoffe beispielsweise als Farb- und Geschmacksstoffe sowie als Fraß-, Schädlings- oder UV-Schutz. Deshalb befinden sich diese Substanzen überwiegend in den äußeren Schichten wie den Schalen, in Samen, Blättern oder in der Rinde. Zwar sind einige sekundäre Pflanzenstoffe wie Nikotin in größeren Mengen für den menschlichen Organismus giftig, doch nach und nach erkannte man, dass die meisten sekundären Pflanzenstoffe einen gesundheitsfördernden Effekt haben – darunter die Polyphenole.
Polyphenole weisen gemeinsame Merkmale in ihrer chemischen Struktur auf. Sie verfügen alle über mehrere aromatische Ringe, die sogenannten Phenolringe (s. grün eingekreister Ring in der Abbildung). Diese aromatischen Ringe bestehen aus sechs Kohlenstoffatomen (C) und haben mindestens eine oder zwei Hydroxygruppen (OH; rot eingekreist in der Abbildung). Zu den Polyphenolen gehören die weit verbreiteten Flavonoide mit mehreren großen Untergruppen, darunter die häufig separat erwähnten Anthocyane und oligomeren Proanthocyanidine (= Procyanidine, kurz: OPC). Weiterhin werden die ebenfalls in vielen Pflanzen vorkommenden Cumarine, einige Pflanzensäuren wie die Phenolsäuren, die Curcuminoide der Gelbwurz sowie das Resveratrol der roten Trauben den Polyphenolen zugerechnet. In der Tabelle sind einige Nahrungsmittel und Heilpflanzen aufgezählt, die diese Stoffe enthalten.
Pflanzenstoffe und ihr Vorkommen (Beispiele)
Cumarine: Cassia-Zimt, Steinklee, Tonka-Bohne, Waldmeister
Curcuminoide: Gelbwurz
Flavonoide: Grüner und Schwarzer Tee, Birken- und Goldrutenblätter, Holunder-, Kamillen- und Lindenblüten, Mariendistel- und Zitrusfrüchte
Anthocyane: Aronia-, Heidel-, Holunderbeeren, schwarze Johannisbeeren, Kirschen und Auberginen
Oligomere Procyanidine: Äpfel, Aprikosen, Brombeeren, Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen, Pfirsiche, Grüner Tee, Ginkgoblätter, Seekiefer- und Traubenkernextrakt, Weißdorn
Phenolsäuren: Heidelbeeren, Himbeeren, Pflaumen, Preiselbeeren
Resveratrol: Himbeeren, Japanischer Staudenknöterich, Pflaumen, Weintrauben, Weinlaub und Traubenkerne
Gesund mit Polyphenolen
Polyphenole weisen Ähnlichkeiten und individuelle Besonderheiten in ihrer chemischen Struktur auf. Zahlreiche Wirkungen beruhen auf ihren strukturellen Gemeinsamkeiten. So wirken sie über mehrere Mechanismen antioxidativ. Sie entschärfen im Übermaß gebildete freie Sauerstoffradikale im Körper und stimulieren die Bildung antioxidativ wirksamer Enzyme, die Sauerstoffradikale abbauen. Zusätzlich hemmen sie die Ausschüttung von Enzymen, die zur Bildung der freien Sauerstoffradikale notwendig sind (Oxidasen). Dabei arbeiten Polyphenole eng mit Vitaminen zusammen. Weiterhin schützen sie vor nitrosativem Stress, weil sie die übermäßige Bildung von Stickstoffmonoxid drosseln. Auf diese Weise beugen Polyphenole Gewebeschäden vor. Darüber hinaus wirken Polyphenole antientzündlich und tumorprotektiv.
Spezifische Wirkungen der verschiedenen Polyphenole beruhen auf den Unterschieden der chemischen Strukturen. So haben Untersuchungen im Labor ergeben, dass die Curcumoide der Gelbwurz beispielsweise die Blutfettwerte und den Blutzucker senken können, sowie den Gallenfluss anregen und Schmerzen lindern. Gleichzeitig schützen sie die Schleimhaut im Magen-Darm-Trakt, die Leber und das Nervensystem. Allerdings werden sie im Darm nur schlecht aufgenommen, sodass man Curcuminoide beispielsweise mit Piperin kombiniert, um ihre Aufnahme in den Organismus (Bioverfügbarkeit) zu verbessern.
Leider haben alle Polyphenole eine schlechte Bioverfügbarkeit. Sie werden zum Teil bereits im Darm vom Mikrobiom umgewandelt oder in der Leber verstoffwechselt. Dabei entstehen allerdings neusten Erkenntnissen zufolge hoch wirksame Stoffwechselprodukte, womit man sich das Paradoxon erklärt, dass Polyphenole schlecht aufgenommen werden, aber dennoch äußerst wirksam sind.
Autorin
Sabine Ritter
Apothekerin und Heilpraktikerin