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Gelber Enzian

Gelber Enzian

Steckbrief

Wissenschaftlicher Name:

Gentiana lutea

Weitere Namen:

Himmelsstängel, Halunken-, Magen- oder Schnapswurz

Pharmazeutische Verwendung:

Wurzel

Familie:

Gentianaceae (Enziangewächse)

Heimat:

Gebirge Mittel- und Südeuropas

Inhaltsstoffe

Bitterstoffe, Xanthon-Derivate (gelber Farbstoff), Kohlehydrate, Pektine, ätherische Öle, Flavonglykoside, Phytosterine

Wirkung

Appetitanregend, verdauungsfördernd, tonisierend, Gallensekretion und Gallenfluss anregend

Anwendung

Innerlich:
bei Appetitlosigkeit, dyspeptischen Beschwerden, Sodbrennen, Völlegefühl und traditionell als Stärkungsmittel

Nebenwirkungen

Kopfschmerzen, bei Überdosierung Übelkeit und Erbrechen

Gegenanzeigen

Übersäuerung des Magens, Magen-Darm-Geschwüre

Für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren, sowie Schwangeren und Stillenden liegen
noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.

Naturphilosophische Prinzipien/Kräfte/Signaturenlehre

Ayurveda:

Pitta und Kapha werden reduzieren, Vata vermehrt

TCM:

Milz-Qi-Tonikum, senkt das Magen-Qi ab, leitet Hitze aus Leber, Gallenblase und Milz aus  

Vorstellung und Geschichte

Wenn vom Enzian die Rede ist, taucht wohl bei vielen Menschen das Bild von Bergen und Wanderwegen vor dem geistigen Auge auf; von dem mutigen Burschen, der ihn unter Lebensgefahr im Gebirge pflückt, um ihn seiner Angebeteten als Zeichen seiner Liebe zu überreichen. Nicht so romantisch veranlagte Menschen denken wahrscheinlich zuerst an den Schnaps, der seit alters her nicht nur für einen wohligen Magen sorgt, sondern auch vorbeugend getrunken, die Verträglichkeit von Bier verbessern soll. Beides erklärt die volkstümlichen Namen des unter Naturschutz stehenden Enzians wie Himmelsstängel, Schnapswurz oder Magenwurz – in welche Kategorie der Name „Halunkenwurz“ fällt, bleibt dem Leser überlassen.

Tatsächlich aber suchen die Verliebten nach dem kleinen, himmelblauen Frühlingsenzian (Gentiana verni), während Schnaps und Medizin aus der Wurzel des Gelben Enzians (Gentiana lutea) hergestellt werden. Dieser ist eine wahrhaft stattliche, stolze Pflanze, die sich an schattigen Berghängen bis zu 1,5 Meter in die Höhe erhebt. Und wirklich majestätisch ist auch die Pfahlwurzel des Enzians, die bis zu 7 Kilogramm schwer werden und die Pflanze ganze 60 bis 70 Jahre am Leben erhalten kann. Zu seiner Vermehrung tragen die auf mehrere Etagen verteilten Kapselfrüchte mit jeweils bis zu 100 Samen bei. Jedes Jahr verteilt eine Pflanze somit etwa 10.000 Samen.

Anwendung und Wirkung

Seit alters her ist Enzian als Magenmittel bekannt, das „Amarum verum“, das „wahre Bittermittel“ findet sich in nahezu jedem Verdauungslikör. In der Tat hat er den höchsten Bitterwert aller heimischen Pflanzen, d.h. selbst in einer Verdünnung von 1:20.000 schmeckt er immer noch bitter. Verantwortlich dafür sind die Bitterstoffe, welche die Speichel-, Galle- und Magensaftsekretion anregen und den Appetit stärken.

Da sich in der Wurzel des Enzians keine Gerbstoffe befinden, reizt er den Magen kaum. Allerdings kann er bei allzu hoher Dosierung Übelkeit und Erbrechen hervorrufen. Bei bestehenden Magen- und Dünndarmgeschwüren sollte man daher besser auf ihn verzichten. Hildegard von Bingen lobte seine Sonnenkraft für Menschen, die „Schmerzen am Herzen haben, als hinge ihr Leben an einem Faden“.

Ganz unrecht hat sie damit nicht gehabt, denn Enzian gilt als erstklassiges Stärkungsmittel nach längeren Infektionskrankheiten und körperlich-seelischen Schwächezuständen. Und berücksichtigt man die Signaturenlehre, die davon ausgeht, dass die Natur den Pflanzen ihre Wirkweise „auf den Leib“ schreibt, verwundert es nicht, dass der langlebige Enzian auch dem Menschen ein langes und gesundes Leben verspricht.

Der bittere Geschmack wird in der chinesischen Medizin therapeutisch genutzt. Er ist für viele Patienten gewöhnungsbedürftig, doch die meisten schätzen schon nach kurzer Zeit seine wohltuende Wirkung und wollen ihn manchmal gar nicht mehr missen. Während ein leicht bitterer Geschmack tonisierend und verdauungsfördernd wirkt sowie das Leber-Qi bewegt, nutzt man einen stark bitteren Geschmack, um Hitze zu kühlen. Außerdem senkt er das Magen-Qi ab, damit ist gemeint, dass der Magen seinen Inhalt Richtung Dünndarm befördert und nicht zurück in die Speiseröhre. Deshalb kann der Enzian Sodbrennen lindern, wenn die Ursache hierfür keine Überproduktion von Magensäure ist.

Es kommt also auf die Dosierung in einer Teemischung an, ob der Enzian eher stärkend oder ausleitend wirkt. Daher würde man einem geschwächten Patienten zur Anregung von Appetit und Verdauung in einer individuellen Teemischung nur eine kleine Menge Enzian verabreichen, einem Patienten mit erhöhtem Blutdruck, Kopfschmerzen, Hitzewallungen, Durchfall oder bestimmten Erkrankungen von Leber oder Gallenblase jedoch mehr.

Mittel aus der Klösterl-Apotheke

  • Teedroge Gentianae radix
  • Magen-Tee
  • Gentiana Tinktur
  • Bittertropfen
  • Schwedenbitter groß

Die Klösterl-Apotheke verarbeitet eine Vielzahl hochqualitativer Pflanzenrohstoffe, an die wir hohe Anforderungen bezüglich Reinheit, Gehalt an wirkbestimmenden Inhaltsstoffen und Qualität stellen. Aus diesen Rohstoffen stellen wir die unterschiedlichsten Rezepturen her, u.a. in Form von Kapseln, Lösungen, Teemischungen und Salben. Daneben verfügen wir über ein großes Sortiment an qualitativ hochwertigen pflanzlichen Fertigpräparaten.

Wir beraten Sie gerne!


Hinweis

Dieses Lexikon enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden.
Es kann ärztlichen Rat nicht ersetzen.