Rezepte einreichen

Rezepte einreichen

Online-Shop

Online-Shop

Pflanzenpower – Emotional stabil mit Heilpflanzen

Hektische Zeiten, Krankheiten, Konflikte, traumatische Erlebnisse, Verluste und andere mehr oder weniger emotional belastende Situationen können Menschen nicht nur vorübergehend, sondern auch anhaltend in Krisen stürzen. Sorgen, Unruhe, Nervosität, Traurigkeit, Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen sind mögliche Hinweise darauf, dass die Widerstandskraft der Betroffenen nicht ausreicht, um mit einer Situation umzugehen. Ist das emotionale Gleichgewicht aus der Balance geraten, können auch körperliche Beschwerden auftreten wie Schlafstörungen, Herzklopfen, Muskelverspannungen, Zittern oder Gewichtsverlust. Mitunter sind diese körperlichen Symptome das einzige Zeichen dafür, dass gerade alles zu viel wird. Ferner kann ein vermehrter Konsum von Genussmitteln oder Alkohol sowie die Einnahme von Drogen auf eine psychoemotionale Belastung hindeuten.

gepflückter Lavendel auf einer ausgestreckten Hand

Fachleute unterscheiden zwischen den äußeren Umständen, die als belastend empfunden werden, und dem daraus resultierenden Stress, der körperliche Beschwerden nach sich ziehen kann. Dieser Stress wird definiert als Reaktion des Einzelnen auf eine Fehlbelastung. Diese übermäßigen Belastungssituationen können im Arbeitsalltag ebenso auftreten wie in der Schule, an der Universität oder im Privatleben. In diesen Lebensphasen können Heilpflanzen zur emotionalen Stabilität der Betroffenen beitragen. Leiden Menschen jedoch unter Ängsten, Depressionen oder Schlafstörungen, die ihren Alltag beeinträchtigen, benötigen sie unter Umständen Medikamente oder psychotherapeutische Hilfe. Ärzte und Psychotherapeuten sind dann unverzichtbare Ansprechpartner*innen.

 

Jede Reaktion ist anders

Wann einer Person eine Belastung zu viel wird, ist individuell äußerst verschieden. Während die einen noch unbeeindruckt powern, sind die anderen unter Umständen schön längst überlastet. Die Ausprägung der Reaktionen hängt davon ab, welche Bedeutung wir einer Situation individuell beimessen. So kommt es, dass der eine als Reaktion auf eine Schreckensnachricht scheinbar unbeeindruckt weiter seinen Beschäftigungen nachgeht, während der andere handlungsunfähig wird.

Außerdem kann sich der Zeitpunkt, wann die ersten Beschwerden auftreten, von Individuum zu Individuum unterscheiden. Manche Menschen reagieren sofort, andere kommen selbst mit dauerhaften Belastungen anfangs noch ganz gut zurecht. Bei ihnen treten die Beschwerden mitunter erst viel später auf. Das gilt auch für Opfer von Gewalt, Katastrophen oder Unfällen.

Emotionen aktivieren unterschiedliche Areale im limbischen System. Bei Ängsten wird unter anderem der Sympathikus aktiviert. Daher steigt zum Beispiel der Blutdruck, Herzschlag und Atmung werden schneller und die Muskeln spannen an; es kommt zu Übelkeit, Schweißausbrüchen oder gar Lähmungen. Derweil läuft das Kopfkino auf Hochtouren. Das zentrale Nervensystem interpretiert die Situation, gleicht sie mit Erinnerungen ab und spekuliert darüber, was als nächstes passieren könnte. Dieser komplexe Mechanismus kann das Überleben sichern und dazu beitragen, dass man in einer lebensbedrohlichen Lage rechtzeitig die Flucht ergreift – er kann sich aber auch verselbstständigen. Dann treten Ängste unabhängig von Gefahren auf.

In unserer Gesellschaft sieht man häufig nur den negativen Aspekt von Angst und Traurigkeit. Dabei übersieht man meist ihr Potential. Denn eine begründete Angst hat eine Warnfunktion. Sie kann positive Kräfte freisetzen, sodass die Betroffenen kreative Lösungen finden und Gefahren meiden. Ähnlich verhält es sich mit Traurigkeit, die eine große Spannbreite haben kann. Sie versetzt den einen mitunter in Passivität, die andere nimmt die Situation dagegen an, blickt vielleicht mit Wertschätzung zurück und schaut dann wieder nach vorne.

Effektive Hilfe aus der Natur

Bei leichten Beschwerden und in vorübergehenden Stress- oder Belastungssituationen können Heilpflanzen die Widerstandskraft stärken und zur Linderung der Beschwerden beitragen. Sie können beispielsweise als Frischpflanzentinkturen, Tees, Gemmomazerate oder ätherische Öle zum Einsatz kommen. Arzneipflanzen ändern wie andere Therapien nichts an den Umständen, aber sie können einen positiven Einfluss auf den Umgang der Betroffenen mit den Gegebenheiten haben.

Gut gelaunt mit Johanniskraut

Leuchtend gelb erblüht das Johanniskraut rund um die Sommersonnenwende. Johanniskraut ist vielleicht das bekannteste pflanzliche Antidepressivum, dem sogar Studien bescheinigen, dass es bei Patient*innen mit einer milden oder moderaten Depression einem Placebo überlegen ist. Die Pflanze bringt Licht in die Dunkelheit, wenn die Stimmung gedrückt ist und die Angst zunimmt. Sie hemmt nicht nur die Wiederaufnahme des Botenstoffs Serotonin, sie drosselt auch die Aktivität des Enzyms, das diesen Botenstoff abbaut (Monoaminoxidase). Zusätzlich bewirkt es eine verbesserte Aktivität von Hirnregionen, die während einer Depression inaktiv sind, und trägt so zu einer Zunahme der sogenannten Neuroplastizität des Gehirns bei. Hierbei handelt es sich um eine Fähigkeit des Gehirns, seine Funktionen an neue Anforderungen anzupassen. Diese ist bei Depressionen und in Belastungssituationen oft eingeschränkt. Johanniskraut kann nicht nur die Stimmung aufhellen, es kann auch Ängste lindern und die Stresstoleranz verbessern. Allerdings sind zahlreiche Wechselwirkungen zwischen Johanniskraut und Medikamenten bekannt, weshalb eine gemeinsame Anwendung mit Arzneimitteln nur nach Rücksprache mit fachkundigem Personal in Arztpraxen oder Apotheken erfolgen sollte.

Fühlen und Denken im Einklang mit Baldrian

Über einem Kranz von Laubblättern thront beim Baldrian auf einem dünnen, langen Stängel der aus vielen kleinen weißen bis rosafarbene Blüten zusammengesetzte Blütenstand. Er scheint nur noch wenig Kontakt zum Boden und zu seinen Laubblättern haben. Ähnlich ergeht es Menschen, die aufgrund ihrer Ängste meinen, den Boden unter ihren Füßen zu verlieren. So wie der lange Stängel des Baldrians die Blüten trägt und sie mit dem stark verzweigten Wurzelstock verbindet, so kann die Heilpflanze den verlorenen Kontakt von Verstand und Gefühlen wieder herstellen. Milde Formen von Ängsten und Depressionen können ebenso nachlassen wie eine Überempfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen. Erfahrungsgemäß können die Betroffenen wieder konzentriert arbeiten, klar strukturierte Gedanken fassen und in der Nacht gut schlafen. Das Gedankenkarussell kommt zur Ruhe. Diejenigen, die versucht haben, die Gefühle auszuschalten und einfach zu funktionieren, können wohl dosiert wieder in Kontakt mit ihren Emotionen kommen.
Hierdurch verursachte körperliche Beschwerden wie Verspannungen
oder Schmerzen können auf diese Weise nachlassen.

 

Klare Gedanken mit Lavendel

Für klare Gedanken sorgt auch der Lavendel. Sein Name leitet sich vom lateinischen Wort „lavare“ für waschen ab. In ihren kleinen lila Blüten an den ährenförmigen Blütenständen bildet die Pflanze reichlich beruhigende und angstlösende ätherische Öle. Ihr Duft unterstützt die Betroffenen in seelischen Krisensituationen beim Ordnen ihrer Gedanken. Dabei kann Lavendel oftmals nicht nur Ängste und Depression reduzieren. Er kann außerdem die damit einhergehende Anspannung mildern, den Magen-Darm-Trakt beruhigen und einen durch die heftigen Gefühle angestiegenen Blutdruck senken.

 

Angstwurz: Nomen est omen

Die Angstwurz ist auch als Engelwurz bekannt. Die Heilpflanze wird vor allem zur Förderung der Verdauung eingesetzt. Mit ihrer kräftigen Wurzel, einem bis zu zwei Meter hohen, kräftigen, aber hohlen Blütenstängel, langen Fiederblättern und halbkugelig geformten Doppeldolden mit zahlreichen Einzelblüten weit oberhalb der Blätter strahlt die Pflanze eine stabile Ausrichtung zwischen oben und unten aus. Der robuste Stängel erinnert an einen Menschen, der mit starkem Rückgrat den Widrigkeiten des Alltags begegnet und seine Erlebnisse gut verarbeitet. Erfahrungsgemäß lassen Ängste unter der regelmäßigen Anwendung von Engelwurz nach. Diese Wirkung wird auf einen Pflanzenstoff, das Imperatorin, zurückgeführt, das möglicherweise zusätzlich antidepressiv wirkt.

Ruhig und entspannt mit Melisse

Verschlechtern sich körperliche Symptome durch Emotionen, kann die Melisse häufig sowohl das Gefühlsleben ausbalancieren als auch die Beschwerden lindern. Ihre ätherischen Öle können beruhigen, entspannen und die Verdauung fördern. Mitunter sinkt dabei der Blutdruck und das Herz schlägt langsamer. Insbesondere harmoniebedürftige Menschen, die schon von kleinsten Unannehmlichkeiten aus der Balance gebracht werden, profitieren von dieser sanften Heilpflanze.

Im eigenen Rhythmus mit Hafer

Stress wirkt sich langfristig nicht nur negativ auf die Stimmung aus, er zehrt auch an den Kräften. Fühlt man sich von den zahlreichen Aufgaben im Beruf oder im Alltag erdrückt oder gar durchs Leben gejagt, kann der grüne Hafer Nervosität ebenso lindern wie Erschöpfungszustände und Schlafstörungen. Er kann auf die Betroffenen stabilisierend wirken und sie in die Lage versetzen, Dinge in Ruhe in ihrem eigenen Rhythmus zu erledigen. Dabei kann Hafer die Stimmung heben und Ängste lindern. Er hat sich ferner bei Menschen bewährt, die unter Stress vermehrt zu Genussmitteln und Suchtstoffen greifen.

Passionsblume gezeichnet

Übergänge meistern mit Passionsblume

Viele Menschen kommen bereits zur Ruhe, wenn sie die in konzentrischen Kreisen angelegten Blüten der Passionsblume betrachten. Ihre meist weißen Hüllblätter und die darüber liegenden intensiv gefärbten, fadenförmigen Staubblätter sorgen für einen lebendigen Kontrast. Von innen nach außen löst ein Farbkreis den nächsten ab – wie eine Lebensphase die darauffolgende. Manchmal nimmt man die Übergänge im Leben kaum wahr, ein anderes Mal kommen Veränderungen plötzlich und unerwartet. Werden sie nicht angenommen, kann dies traurig oder ängstlich stimmen. Die Inhaltsstoffe der Passionsblume dämpfen die Erregbarkeit der Nervenzellen und verzögern die Wiederaufnahme eines Botenstoffs der Nervenzellen, der Gamma-Aminobuttersäure (GABA). Auf diese Weise kann die Passionsblume nicht nur beruhigend, antidepressiv und angstlösend wirken, sie kann zudem zur Entspannung der Skelettmuskulatur beitragen und den Blutdruck senken

Ein Knospen-Duo für innere Ruhe

Aus den Knospen von Pflanzen werden ebenfalls wirksame Auszüge gewonnen, die die Gefühlswelt harmonisieren können. Bewährt haben sich vor allem die Gemmomazerate der Feige und der Silberlinde. Während das aus dem Feigenbaum gewonnene Gemmomazerat tagsüber ausgleichend auf Ängste, Stimmungstiefs und andere Folgen von Stress wirken kann sowie die Verdauung unterstützt, kann die Silberlinde Schutz und Ruhe zur Nacht vermitteln, indem sie den Schlaf fördert. Die schützende Kraft der Silberlinde erkennt man auch am Verhalten ihrer Blätter. Diese drehen die Blattunterseite mit ihrem weißen, silbrig schimmernden Filz der Sonne zu, um den Baum vor UV-Schäden zu bewahren.

Die beschriebenen Arzneipflanzen können alleine und in Kombination zum Einsatz kommen. Sie können zu mehr Lebensqualität in Belastungssituationen beitragen und die Widerstandskraft der Betroffenen in unabänderlichen Situationen verbessern. Unterstützend wirken außerdem Entspannungstechniken wie Qigong, Yoga, Atemübungen oder die progressive Muskelentspannung.

Autorin

Sabine Ritter

Klösterl-Redakteurin, Heilpraktikerin und Apothekerin