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Hab dich! Wie der Körper Radikale einfängt

Rund 70 Prozent aller Eindrücke werden über den Sehsinn aufgenommen und verarbeitet. Dementsprechend wichtig ist es, die Sehkraft möglichst bis ins hohe Alter zu erhalten. Aktive Vorsorge ist daher von großer Bedeutung.

 

Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist eine lebensverändernde Erkrankung, die das zentrale Sehen und damit das Lesen, Autofahren und sogar das Erkennen von Gesichtern einschränkt (siehe Abbildung 1). AMD ist die häufigste Ursache für Erblindung bei älteren Menschen in den Industrieländern.

Hab dich! Wie der Körper Radikale einfängt

Innere Power

AMD ist ein Beispiel für Erkrankungen, deren Ursache unter anderem auf einer Schädigung von Zellen durch freie Radikale beruhen kann. Atherosklerose, Chronisches Fatigue Syndrom, chronisch entzündliche Erkrankungen und neurodegenerative Krankheiten (z. B. Parkinson) sind weitere Beispiele dafür.

Zu den freien Radikalen gehören einerseits „Reaktive Sauerstoffspezies“ (= ROS) und andererseits „Reaktive Stickstoffspezies“ (= RNS). Die Angriffslust dieser Radikale macht sich das Immunsystem zunutze. Eingedrungene Fremdstoffe (z. B. Keime und Toxine) werden von Immunzellen, den Makrophagen, „gefressen“ und in ihrem Inneren durch Bildung aggressiver Radikale unschädlich gemacht und so verdaut.

Schutz und Reparatur

Damit die Mitochondrien in jeder Körperzelle Energie gewinnen können, sind über die Nahrung zugeführte Nährstoffe sowie Sauerstoff notwendig, bei deren Verstoffwechslung ROS, aber auch RNS entstehen. Auch im physiologischen Gehirnstoffwechsel entstehen Radikale. Diese aggressiven Strukturen können funktionelle Moleküle der Körperzelle (Proteine wie Enzyme und die DNA) in dysfunktionale Moleküle umwandeln, die dann für den Zellstoffwechsel unbrauchbar werden. Das körpereigene antioxidative Schutzsystem fängt die Radikale, die aus physiologisch sinnvollen Stoffwechselreaktionen entstandenen sind ein (bei der Immunabwehr und der Energiegewinnung), und macht sie unschädlich. Zu diesem Schutzsystem gehören Enzyme wie die Katalase, die Superoxiddismutase und die Glutathionperoxidase. Für die Funktion dieser antioxidativ wirkenden Enzyme sind verschiedene Spurenelemente, wie zum Beispiel Kupfer, Zink, Eisen, Mangan und Selen als Cofaktoren essenziell. Weitere Radikalfänger sind Glutathion selbst, Coenzym Q10, Alfaliponsäure, Vitamin C, Vitamin E und Vitamin B12. Sekundär verfügt der Organismus über Mechanismen, um geschädigte DNA zu reparieren, nicht mehr benötigte Proteine abzubauen und Platz für neue Proteine zu schaffen.

Zuviel ist zu viel

Übersteigt die Menge der gebildeten ROS und RNS das physiologische Maß, spricht man von oxidativem und nitrosativem Stress. Dem wirkt das antioxidative Schutzsystem entgegen, solange der Vorrat an Radikalfängern (Antioxidantien) ausreichend ist. Chronische Infektionen und Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck sowie exogen zugeführte Radikale (z. B. durch UV-Strahlung, Ozon, Schwermetalle, Umweltgifte, psychischen oder physischen Stress) können den ROS- und RNS-Spiegel immer weiter ansteigen lassen. Gleichzeitig erschöpft sich der Antioxidantien-Pool zunehmend. ROS und RNS schädigen gesundes körpereigenes Gewebe. Die energieproduzierenden Mitochondrien werden nun mehr denn je benötigt, um – unterstützt durch das Immunsystem – Energie für Reparaturarbeiten bereitzustellen. Die Kraftwerke der Zelle sind selbst durch den Radikalüberschuss geschädigt worden und nicht mehr in der Lage, die über den physiologischen Bedarf hinaus angeforderte Energie bereitzustellen. Das Nachlassen der mitochondrialen Energieproduktion führt unter anderem zum Nachlassen der Muskelkraft, der Konzentrationsfähigkeit und auch der Sehkraft.

Abbildung 2

Wie entsteht die AMD?

Neben genetischen Faktoren tragen Umwelteinflüsse und der Alterungsprozess des Auges zur Entstehung der AMD bei. Die Makula, inklusive dem Punkt des schärfsten Sehens, ist ein kleiner Bereich in der Mitte der Netzhaut mit einer hohen Dichte an lichtempfindlichen Sinneszellen, den Photorezeptorzellen (Sehzellen). Diese sind für das Farb- und Detail-Sehen unerlässlich (s. Abb. 2). Die angrenzende Netzhaut nimmt vor allem Umrisse, Bewegungen und Hell-Dunkel-Kontraste wahr. In den Sehzellen wird kontinuierlich das einfallende Licht in das Sehen umgewandelt, ein Prozess, der sehr viel Energie benötigt. Deshalb befinden sich so viele Mitochondrien in den Sehzellen wie in kaum einer anderen Körperzelle. Viel Energie benötigt auch das retinale Pigmentepithel, kurz RPE. Es ist eine melaninhaltige Zellschicht direkt hinter den Photorezeptoren, die überschüssiges einfallendes Licht absorbiert und die Sehschärfe verbessert. Das RPE versorgt die Sehzellen mit Nährstoffen, entfernt Abfallstoffe der Sehzellen und dient als Schutz der Netzhaut vor schädlichen Stoffen. Unter dem RPE liegt die Aderhaut mit den versorgenden Blutgefäßen des Auges (s. Abb. 2).

Trocken und feucht

Die trockene AMD beruht auf einer Schädigung des RPE durch aggressive Sauerstoffspezies (aus Mitochondrien, Licht und UV-Strahlung). Pigmentveränderungen und die Ablagerung von Abbauprodukten der Sehzellen als Drusen (s. Abb. 2) im RPE führen zu irreparablen Schäden des RPE. Die Sehzellen sterben aufgrund der mangelnden Versorgung unwiederbringlich ab. Es beginnt ein langsamer, aber fortschreitender Prozess, in dessen Verlauf sich das Krankheitsbild über die Jahre verschlechtert: Erhöhter Lichtbedarf am Tag (z. B. zum Lesen oder Nähen), erhöhte Empfindlichkeit gegenüber blendendem Licht (z. B. beim Autofahren im Dunkeln), schwächeres und blasseres Farbensehen, verzerrtes oder gebogenes Sehen von geraden Linien (z. B. Fugen im Bad) und unscharfes Sehen in der Mitte des Gesichtsfeldes (s. Abb. 1)

Die feuchte (exsudative) AMD, die sich allein oder aus der trockenen AMD entwickeln kann, nimmt dagegen innerhalb weniger Monate einen raschen Verlauf. In der Aderhaut kommt es durch oxidativen und nitrosativen Stress zu Gefäßschäden und Entzündungsreaktionen. Das RPE und die Sehzellen werden ebenfalls durch Drusenbildung unterversorgt. Es bilden sich neue, fragile Gefäße (Neovaskularisation, kurz: NV). Diese wandern in die Netzhaut – also auch in die Makula – ein, um die Sehzellen wieder zu nähren (s. Abb. 2). Neben dem Platzbedarf durch die NV, aber auch durch den entzündlich bedingten Austritt von Flüssigkeit und Blut aus den Gefäßen mit anschließender Narbenbildung werden RPE und Sehzellen zerstört.

Ausblick

Nach augenärztlicher Diagnose gibt es bisher nur für die feuchte AMD wirksame Therapien. Die trockene AMD ist jedoch weitaus häufiger.

Umso wichtiger ist die Prävention! Wer seine Mitochondrien gesund hält, vermindert die Bildung von Radikalen und kann die Funktion der Netzhaut erhalten. Ein gesunder Lebensstil mit Verzicht auf Zigaretten, bewusste und schadstoffarme Ernährung reich an Antioxidantien und Omega-3-Fettsäuren, das Tragen einer Sonnenbrille bei Sonnenexposition, das Vermeiden von Umweltgiften (z. B. Weichmacher, Kunststoffe, Metalle), Bewegung und mentaler Ausgleich von persönlichem Stress helfen dabei.

Das körpereigene antioxidative System und die mitochondriale Arbeit können durch die bereits oben erwähnten Nährstoffe sowie durch N-Acetylcystein, Vitamin A und die antioxidativ wirkenden sekundären Pflanzenstoffe „Oligomere Procyanidine“ (enthalten in Heidelbeeren und Trauben), „Lutein“ (enthalten in Tomaten) und „Zeaxanthin“ unterstützt werden. Alle diese Nährstoffe können auch das Fortschreiten der trockenen, nicht aber der feuchten AMD verlangsamen. Auch eine entzündungshemmende Therapie mit NRF2-Agonisten (u.a. enthalten in Brokkoli, Kurkuma, Zwiebeln und grünem Tee) verhindert die Bildung von ROS und RNS.

Amslertest

Mit der regelmäßigen Durchführung des Amslertests ein- bis zweimal pro Monat kann man das Sehen überprüfen (siehe Abb. 3 und 4).

 

Durchführung des Amsler-Tests: Brille und Kontaktlinsen wie gewohnt benutzen. Ein Auge sanft abdecken (nicht zukneifen) und in einem Leseabstand von ca. 40 cm auf den Punkt in der Mitte des Gitternetzes blicken. Anschließend mit dem anderen Auge den Test durchführen.

Durch weiße Flecken oder schwarze Schatten verzerrte oder unterbrochene Linien deuten auf eine Ein­schrän­kung des Sehens hin und sollten durch einen Augenarzt abgeklärt werden.

Altersbedingte Makuladegeneration war die entscheidende von vielen Diagnosen, die meine Mutter im Alter erhielt. Keine andere hat ihre Selbstständigkeit und Lebensqualität so stark eingeschränkt. Die Erinnerung an meine Mutter motiviert mich, dieser Krankheit durch Prävention einen Schritt voraus zu sein.

Autorin

Bettina Wadewitz

Klösterl-Redakteurin und Apothekerin